Das Volcker-Hopplahopp
- Die anhaltenden Diskussionen der Fed veranlassen uns zu einem Blick auf die geldpolitische Straffung unter Volcker im Jahr 1980.
- Die Rhetorik der EZB wird immer straffer.
- Großbritannien erhöht seine Ausgaben, um die Belastung der Haushalte durch die hohen Energiepreise abzufedern. Dies wird die Bank of England zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen.
- Die Jagd auf die „bösen großen Konzerne“ hilft nicht unbedingt gegen die Inflation.
Zurzeit redet die Fed darüber, die Geldpolitik deutlich zu straffen, um die Inflation einzudämmen – nicht mehr nur über eine Neutralisierung. Dieser Ansatz ist nicht Konsens, wie die Äußerungen von Raphael Bostic zeigen, der für eine Pause im September plädiert. Aber diese Diskussion über eine schmerzhafte Straffung der Geldpolitik angesichts der anhaltend hohen Energiepreise erinnert uns an den harten Inflationskampf von Paul Volcker im Jahr 1980. Eine Besonderheit der US-Inflation in den frühen 1980er-Jahren war, dass ihre Korrektur vor allem auf ihre Kernkomponenten zurückzuführen war, wobei die niedrigeren Energiepreise kaum eine Rolle gespielt haben. Damals hat es durchaus funktioniert, aber die Wirtschaft musste dafür einen hohen Preis zahlen. Die Arbeitslosenquote hat sich verdoppelt. Natürlich sind wir nicht mehr in den 1980ern, aber vielleicht kann man den Geist der Inflation ja auch zurück in seine Flasche zwingen, ohne die Realwirtschaft so stark zu belasten: Die Inflationserwartungen sind heute nicht so enorm hoch wie Ende der 1970er-Jahre, und der Arbeitsmarkt hat deutlich mehr Spielraum. Aber auch wir fürchten, dass uns die Niederschlagung der Inflation mehr kosten wird als „ein paar Prozent höhere Arbeitslosenquote“, um Powell zu zitieren.
Während die Fed noch diskutiert, wird die EZB schon jetzt zunehmend restriktiver. Eine erste Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Juli ist nicht unwahrscheinlich. Wir gehen aber weiter davon aus, dass es die Europäische Zentralbank im Juli bei 25 Basispunkten belässt und ihren Leitzins im September um weitere 25 Basispunkte auf null senkt. Uns ist aufgefallen, dass die Neueinschätzung der Fed-Politik zu einem leichten Anstieg des Euro geführt hat, und der Wechselkurs scheint für den EZB-Rat zurzeit ein wichtiger Parameter zu sein.
Großbritannien hat eine deutliche Erhöhung seiner Finanzhilfen für Verbraucher angekündigt, die zum Teil durch eine Sonderabgabe auf die Gewinne von Energieunternehmen finanziert werden soll. Das passt zu unseren Erwartungen, dass Regierungen, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung und ungeachtet ihres politischen Spielraums, noch immer auf die „endlose soziale Nachfrage“ reagieren. Nach unserer Einschätzung wird die Bank of England berücksichtigen, dass sie es sich aufgrund der höheren Staatshilfen leisten kann, ihre Geldpolitik weiter zu straffen und damit zu helfen, die Inflationserwartungen im Zaum zu halten, ohne sich allzu große Sorgen um die Lage der Wirtschaft machen zu müssen.
Abschließend werfen wir einen Blick auf die Kritik von Larry Summers daran, dass derzeit die Kartellpolitik das Mittel der Wahl zur Bekämpfung der Inflation ist. Er hat nicht ganz unrecht, meinen wir. Ja, große Unternehmen können hohe Mieten abschöpfen, übermäßige Gewinne erzielen und die Anpassung der Preise bremsen, aber sie können auch wesentlich zur Wirtschaftsleistung beitragen. In diesem Zusammenhang ist uns aufgefallen, dass die Disinflation in den 1980ern mit steigenden Gewinnmargen der Unternehmen einhergegangen ist.
Rechtliche Hinweise
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