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Im Überblick
- Die europäische Wirtschaft könnte sich nach dem Neustart spektakulär erholen – wegen des guten Konsumklimas und der hohen Ersparnisse.
- Die EZB sollte sich von diesen kurzfristigen Entwicklungen nicht irritieren lassen. Unabhängig davon hat aber die Diskussion über die Geldpolitik nach dem Pandemie-Notfallkaufprogramm (PEPP) begonnen. Wir analysieren daher sehr genau die jüngste Rede des französischen Notenbankchefs François Villeroy de Galhau.
- In den USA diskutiert man weiter über Bidens Wirtschaftspolitik. Diese Woche befassen wir uns mit Adam Posens kritischem Urteil zu Bidens Außenhandelspolitik.
Europa öffnet sich wieder. Das Ausmaß der Erholung wird man vermutlich an den Verbesserungen seit dem Sommer 2020 messen. Dieser „mechanische Aufschwung“ könnte spektakulär ausfallen, wenn Corona nicht wieder aufflammt. Nimmt man aber den Winter als Maßstab, in dem die Wirtschaft nicht so stark eingebrochen ist wie während der ersten Welle, muss sie sich nicht so stark erholen. Wichtige Indikatoren für das Konsumklima – die Bereitschaft zu großen Anschaffungen oder die Arbeitsmarktaussichten – haben sich seit dem Sommer 2020 bereits stark erholt, und die – meist in liquiden Finanzinstrumenten angelegten – Ersparnisse sind heute sogar höher als im 3. Quartal 2020.
Wenn plötzlich so viel Kaufkraft vorhanden ist, sind Produktionsengpässe und Inflation zu erwarten, auch wenn dies wenig über die Lage in einem halben Jahr aussagt. Wir sollten uns aber von den Überhitzungssorgen in den USA nicht zu sehr beeindrucken lassen, denn Europa ist anders. Eine große Mehrheit des EZB-Rats einschließlich der meisten Falken hält einen drastischen Inflationsanstieg im Euroraum für nahezu ausgeschlossen. Wenn sie für eine Rückführung des PEPP eintreten, argumentieren sie meist mit der finanziellen Stabilität. Nach den jüngsten Äußerungen der EZB ist es höchst unwahrscheinlich, dass auf der Sitzung am 10. Juni eine Verringerung der Anleihekäufe beschlossen wird. Allerdings hat die Diskussion darüber gerade erst begonnen. Unserer Ansicht nach macht man sich schon jetzt Gedanken über das richtige Ausmaß des „klassischen“ Quantitative Easing, wenn das PEPP ausgelaufen ist. Wir haben uns diese Woche sehr genau mit der jüngsten Rede des französischen Notenbankchefs Villeroy de Galhau befasst. Sie dürfte alle Argumente enthalten, die die Tauben in dieser Diskussion vorbringen werden.
Wenig hilfreich für die Tauben in der Fed sind unterdessen die jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten. Da der Inflationsdruck steigt, überrascht es nicht, dass immer heftiger über Bidens Wirtschaftspolitik diskutiert wird. Außerdem haben wir Adam Posens Kritik an Bidens Außenhandelspolitik sehr genau untersucht. Typisch für das derzeitige Meinungsklima in den USA scheint uns, dass selbst prominente Kritiker von Bidens Wirtschaftspolitik mehr staatliche Interventionen und höhere Steuern fordern. Das gilt sowohl für Summers, der eine Überhitzung fürchtet, als auch für Posen, der den Freihandel gefährdet sieht. Der Washingtoner Konsens der frühen 1990er-Jahre ist wirklich tot.
Rechtliche Hinweise
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