Europäische Emerging Markets: In der Falle
Mögliche Auswirkungen des Protektionismus
Protektionistische Bestrebungen werden nach den US-Wahlen besonders genau beobachtet. Hierin unterscheiden sich Trump und Harris. Die Länder Zentral- und Osteuropas (CEE-Länder) treiben einen sehr offenen Handel. 2023 hatte er (Exporte und Importe) in der Slowakei bis zu 175% Anteil am BIP. Im Baltikum waren es 100% bis 120%, fast so viel wie in Singapur. Von den größeren Volkswirtschaften der Region entfallen in Polen über 90% des BIP auf den Handel. In China, Indien, Indonesien, Brasilien oder Russland sind es nur 25% bis 40%. Die Europäische Union (EU) ist mit Abstand der größte Handelspartner der CEE-Länder. Auf sie entfallen 60% bis 80% der gesamten Ausfuhren. Der Anteil der US-Exporte ist mit 3% bis 5% Anteil noch immer höher als der von China (1%). Wenn die US-Politik noch protektionistischer wird, könnte die Region indirekt unter den Folgen für den Euroraum und den Euro leiden. Die direkten Auswirkungen oder diejenigen durch den Handel mit China fielen nicht besonders stark ins Gewicht.
Nervöse Nachbarn
Unabhängig vom Handel birgt eine weitere Amtszeit Trumps Risiken. Die finanzielle und militärische Unterstützung könnte nachlassen. Ob Trump im Falle seiner Präsidentschaft die Unterstützung der Ukraine wirklich beendet, bleibt abzuwarten. Er sprach davon, den „Krieg innerhalb eines Tages zu beenden“. Dennoch wird immer deutlicher, dass sich die Ukraine und alle CEE-Länder in Sicherheitsfragen mehr auf die europäischen Länder verlassen müssen – und auf sich selbst. Die meisten von ihnen betrachten den Einmarsch Russlands in die Ukraine als existenzielle Bedrohung und haben deshalb ihre Verteidigungsausgaben seit 2014 um 100% bis 270% erhöht. Das staatliche Verteidigungsbudget von Polen liegt bei 4% des BIP, in Lettland soll es bis 2027 auf 3% des BIP steigen, und die meisten mittel- und osteuropäischen Länder investieren mehr als die von der NATO geforderten 2% des BIP. Auch Trump macht diese 2% zur Bedingung, um die Region „vor einer russischen Invasion“ zu schützen. Allerdings wird er auch von populistischen Politikern, beispielsweise aus Ungarn und der Slowakei, unterstützt, deren moskaufreundliche Einstellung weiterhin für Spannungen innerhalb der EU sorgt. Diese Länder scheinen aber auch das Tor für chinesische Investitionen in der EU zu sein, und das könnte Handelsspannungen sowohl mit der EU als auch mit den USA auslösen.
Rechtliche Hinweise