Reine Hektik?
Bill Dudley hat die Fed aufgefordert, diese Woche ihre Zinsen zu senken. Dabei verwies er auf die Signale einer weichen Landung der US-Wirtschaft und darauf, dass Privathaushalten mit niedrigen Einkommen allmählich das Geld für Konsum ausgeht. Auch wir meinen, dass der jüngste Wert des PCE-Inflators der Fed alle Möglichkeiten eines entschlossenen geldpolitischen Richtungswechsels eröffnet. Dabei waren wir nie so enthusiastisch wie die Marktteilnehmer, die bis zum letzten Winter mit einem halben Dutzend Zinsschritten in diesem Jahr gerechnet hatten, gehörten aber auch nicht zu jenen, die meinten, dass die Zinsen 2024 überhaupt nicht gesenkt werden. Aber die BIP-Zahlen für das 2. Quartal waren möglicherweise noch nicht „überzeugend“ genug, um den Offenmarktausschuss in Alarm zu versetzen. Jedenfalls kann Jerome Powell jede Kritik, „zu spät dran“ zu sein, abwehren, wenn er eine Senkung im September und die Einleitung der Normalisierung verspricht.
Wir haben die Schwierigkeiten der Fed untersucht, ihre Zinsen bei einem Wahlsieg von Donald Trump im nächsten Jahr weiter zu senken. Das Rennen um die US-Präsidentschaft ist enger geworden. Obwohl die Wirtschaft unserer Einschätzung nach in den nächsten drei Monaten kein häufiges Thema sein wird, wird das Wahlergebnis enorme Auswirkungen auf die Weltkonjunktur haben. In diesem Zusammenhang haben uns das Kommuniqué des Plenums der Kommunistischen Partei Chinas genauer angesehen. Unserer Ansicht nach bestätigt es, dass der Schwerpunkt des Landes weiter auf der Angebotsseite liegen wird. Nach wie vor halten wir die Binnennachfrage für Chinas Schwachpunkt, und wir sind erstaunt, dass immer mehr Länder – selbst im globalen Süden – die Einfuhr chinesischer Produkte bremsen.
Die BoE und die BoJ treffen sich diese Woche zum Zinsentscheid, und das bei einer in beiden Ländern unsicheren Binnenwirtschaft. Wir gehen davon aus, dass die BoE ihren Leitzins um 25 Basispunkte senken wird, aber die Entscheidung könnte knapp werden, weil der Ausschuss zweigeteilt ist. Die BoJ muss ihre Geldpolitik schneller normalisieren, um den Yen zu stützen, aber auch hier schwächelt die Wirtschaft. Unserer Meinung nach wäre eine Kombination aus massiver Senkung der Anleihenkäufe (direkt auf nur noch 3 Billionen Yen pro Monat) und einer Zinserhöhung zu gewagt.
Schließlich werfen wir noch einen Blick auf die Vertrauensumfragen im Euroraum. In Frankreich bestätigen sie eine abwartende Haltung der Unternehmen angesichts der noch immer extrem unsicheren politischen Lage, aber wir meinen, dass man auch die recht schwachen Konjunkturdaten aus Deutschland nicht aus den Augen verlieren sollte. Dies dürfte den Falken innerhalb der EZB helfen, einer Zinssenkung im September nicht im Weg zu stehen.
Rechtliche Hinweise