Schließt sich das Fenster?
Nachdem die Märkte anfangs für dieses Jahr massive Zinssenkungen der Fed erwartet hatten, gehen sie jetzt nur noch von höchstens drei aus. Mehr noch: Allmählich kommt sogar die Sorge auf, dass die Zentralbank 2024 ganz und gar auf Senkungen verzichten muss. Das Fenster für den ersten Schritt schließt sich deutlich vor den Präsidentschaftswahlen, die im November stattfinden. Auch wir halten einige wichtige Details der jüngsten Zahlen zur Verbraucherpreisinflation für besorgniserregend. Wir sind aber auch der Meinung, dass genug andere Signale Jerome Powell ausreichend Gründe liefern, um die zurzeit straffe Geldpolitik ein Stück weit zu lockern. Die revidierten Arbeitsmarktzahlen für Januar und die aktuellen Daten für Februar waren ermutigend. Vor dem Hintergrund der hohen Wirtschaftsleistung der USA kann sich die Teuerung stabil auf die angestrebten 2% zubewegen. Außerdem stellen wir eine aktuelle Studie von Brookings vor, nach der die viel höher als erwartet ausgefallene Nettozuwanderung erklären könnte, warum in der US-Wirtschaft weiter viele neue Stellen entstehen, ohne dass die Löhne weiter unter Druck geraten. Was die politischen Zwänge angeht, wäre es unserer Meinung nach sehr riskant für die Reputation der Fed, sich von den bevorstehenden Wahlen in ihren Entscheidungen beeinflussen zu lassen und untätig zu bleiben, obgleich die gesamtwirtschaftlichen Daten eine geldpolitische Lockerung rechtfertigen würden. Es gibt auch in der Vergangenheit kein offensichtliches Muster, dass den Einfluss der Tatsache bevorstehender Wahlen auf die Entscheidungen der Fed belegen würde. Wir haben untersucht, was es für die EZB bedeuten würde, wenn die Fed die Zinsen im Juni nicht senkt. Der einzige Grund einer solchen Entscheidung der Fed zu folgen, wäre die möglichen Folgen für die Inflation in Europa aufgrund einer weiteren Abwertung des Euro. Dennoch sind wir der Ansicht, dass der derzeitige Euro-Wechselkurs schon jetzt widerspiegelt, dass die EZB ihre Zinsen in diesem Jahr stärker senkt als die Fed. Und zudem steht für die EZB zurzeit zweifellos die Binnenwirtschaft im Mittelpunkt, nicht eventuelle Auswirkungen externer Einflussfaktoren. Die Möglichkeit, dass die Bank of Japan ihre Zinsen diese Woche wieder über null anhebt, sorgt für einige Unruhe. Die Ergebnisse der Lohnverhandlungen stützen die Normalisierungspläne der japanischen Zentralbank, aber aus unserer Sicht wäre es von Vorteil, wenn der erste Zinsschritt erst im April erfolgt. Tatsächlich spielt es aber keine große Rolle, ob die BoJ ihre Zinsen im März oder April anhebt. Wichtig ist vielmehr, wie sie das Ende der Zinsstrukturkurvensteuerung handhabt. |
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