Renditen und Reflation: Die großen Fragen am Anleihemarkt
Für Anleiheninvestoren war das 1. Quartal 2021 zweifellos interessant. Die Renditen sind stark gestiegen, vor allem in den USA. Viele sprechen voller Begeisterung von der beginnenden Reflation. Chris Iggo, Chief Investment Officer bei AXA IM, und Nick Hayes, Portfolio Manager, analysieren die aktuellen Entwicklungen am Anleihemarkt und geben einen Ausblick.
Lesen Sie eine kurze Zusammenfassung ihrer Einschätzungen.
Was sagen Sie zu Staatsanleihen, vor allem in den USA?
Schnelle Impfungen und fallende Coronainzidenzen sorgen in den USA für Konjunkturoptimismus. Manche Beobachter rechnen für dieses Jahr sogar mit mindestens 7,5% Wachstum.1 Die US-Zehnjahresrenditen sind im 1. Quartal daher um etwa 80 Basispunkte gestiegen.2
Wegen Ausmaß und Tempo des Renditeanstiegs fragen sich manche Investoren, ob die Fed eingreifen wird. Ende März ging man an den Märkten von einer Zinserhöhung im Jahr 2022 und weiteren Zinsschritten im Jahr 2023 aus, anders, als es die Fed bislang signalisierte.
Wir rechnen in absehbarer Zeit mit einem Zinsanstieg auf 2%, was eine interessante Kaufgelegenheit für US-Staatsanleihen sein könnte. Niemand kann genau vorhersagen, wie stark die Zinsen noch steigen. Vielleicht werden die 2% also überschritten. Wenn sich die Renditen aber dieser Marke nähern, werden wir Staatsanleihen wohl wieder interessanter finden und könnten erste Käufe vornehmen.
Was passiert mit der Inflation?
In den nächsten Monaten dürfte die Teuerung steigen, allein schon aufgrund von Basiseffekten. Wir vergleichen die Verbraucherpreise in der derzeitigen Erholungsphase mit den Preisen zu Beginn des Coronaschocks mit den anschließenden Lockdowns. So sind die Ölpreise heute recht normal, während ein wichtiger Ölpreisindikator vor etwa einem Jahr sogar negativ wurde. Unter solchen Umständen ist ein Inflationsanstieg nahezu unvermeidbar.
Entscheidend ist aber jetzt, ob die höhere Teuerung vorübergehend oder dauerhaft ist. Wir halten sie für vorübergehend und sehen auch keine Anzeichen für nachhaltigen Inflationsdruck, etwa höhere Löhne.
Sind risikoreichere Anleihen noch attraktiv?
Anleiherisiken können sich weiter lohnen, aber man muss flexibel und wählerisch sein. Man kann einen Markt leicht als uninteressant abtun, weil seine Durchschnittsrendite zu niedrig ist. Aber es gibt immer Einzelwerte, die deutlich mehr bieten.
Natürlich gibt es noch immer interessante amerikanische High-Yield-Anleihen, aber es werden weniger. Wenn die Renditen weiter steigen, könnten auch Papiere mit einer längeren Duration wieder interessant werden. Aber noch ist es nicht so weit.
Emerging-Market-Anleihen schätzen wir zurzeit recht neutral ein, nachdem wir vor einigen Monaten noch sehr optimistisch waren. Fremdwährungstitel finden wir spannender als Lokalwährungspapiere, bei denen es in den letzten Wochen zu einem starken Ausverkauf kam. Vor allem interessieren wir uns für Staatsanleihen aus Ländern, denen etwa der Internationale Währungsfonds zu Hilfe kommt, sowie Qualitätsunternehmensanleihen von Emittenten mit einer hohen Finanzkraft.
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Rechtliche Hinweise
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