Investment Institute
Die Sicht des CIO

Frühlings Erwachen


Durch die Impfkampagnen hat sich die Lage an den Märkten etwas entspannt. In Ländern mit hohen Impfquoten normalisiert sich allmählich auch wieder das Leben. Der Frühling naht, die Kontaktbeschränkungen werden gelockert oder es wird zumindest darüber nachgedacht. Die Menschen freuen sich darauf, endlich wieder etwas anderes zu tun als stundenlang vorm Bildschirm zu sitzen. Das Erwachen der Lebensgeister sorgt auch für Wirtschaftswachstum. Die Anleger rechnen mit guten Zahlen, und die Märkte berücksichtigen sie bereits. Jetzt kommt es darauf an, ob sich unsere Erwartungen bestätigen. Falls ja, wird die Erholung Fahrt aufnehmen und Aktien werden weiter zulegen. Man wird aber auch wieder eine höhere Inflation fürchten. Unabhängig davon wird das Thema Nachhaltigkeit den neuen Konjunkturzyklus maßgeblich prägen.  

Der Lenz ist da 

Meine letzte Analyse war sehr optimistisch. Ich schrieb über die Zuversicht der Investoren, weil weltweit immer mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft werden. In den letzten zwei Wochen hat sich nicht viel geändert. Fest steht aber auch, dass längst nicht in allen Ländern gleich viel geimpft wird und die Inzidenzen daher auch nicht überall gleich stark zurückgehen. Den alarmierenden Zahlen aus Brasilien und Indien stehen die großen Fortschritte etwa in den USA und Großbritannien gegenüber. Dies mahnt zu einer gewissen Vorsicht beim Weltwirtschaftsausblick. Wenn große Emerging Markets weiter Probleme haben, dämpft das die Weltkonjunktur. Außerdem bremsen die hohen Inzidenzen in diesen Ländern die Normalisierung des internationalen Reiseverkehrs – mit großen Auswirkungen etwa auf Fluggesellschaften und Hotelbetreiber. Und doch bleibt man an den Märkten optimistisch. Selbst der jüngste Anstieg der US-Langfristrenditen hat daran nichts geändert. Auch aus Europa kamen ermutigende Nachrichten. Viele Länder berichten über ein höheres Impftempo.

Kein Aprilscherz

Kurzfristig bin ich optimistisch. Der April ist oft ein sehr guter Monat für internationale Aktien. In den letzten 15 Jahren verzeichneten viele wichtige internationale Indizes im April ihre höchsten Monatserträge. Dieses Jahr scheint es nicht anders zu sein. US-Aktien haben stark zugelegt, und der S&P 500 ist auf neue Allzeithochs gestiegen. Auch der Anleihemarkt hat sich stabilisiert. Technologieaktien sowie Wachstumswerte insgesamt holten dadurch wieder auf. Die Notenbanken haben dafür gesorgt, dass sich die Anlegererwartungen zur Geldpolitik stabilisieren. Zumindest kurzfristig ist schwer vorstellbar, dass Investoren wieder viele Short-Positionen in US-Staatsanleihen oder generell in Festzinstiteln eingehen. Und doch könnten die Renditen irgendwann wieder steigen. Aber mit einem Aufschwung ganz ohne Rückschläge hatte ohnehin nie jemand gerechnet. Zurzeit entfaltet die Kombination aus guten Konjunkturdaten und einer extrem lockeren Geldpolitik große Wirkung und lässt die Kurse meist wieder steigen.

Wir wollen Zahlen sehen 

In den nächsten Wochen zählen die Daten. Die Konsenserwartungen sind klar: Basiseffekte und andere vorübergehende Faktoren werden die Inflation steigen lassen, und die Wirtschaft wird aufgrund ihres Neustarts stark wachsen. Die Volkswirte versuchen abzuschätzen, wie schnell die Outputlücken geschlossen werden. An der Spitze werden die USA stehen. Hier wird besonders viel geimpft, und die Konjunkturprogramme sind außergewöhnlich groß. Im Protokoll der letzten Offenmarktausschusssitzung stellte die Fed einmal mehr klar, dass die Leitzinsen so lange unverändert bleiben, bis die Inflations- und Arbeitsmarktziele erreicht sind. Nehmen wir einmal an, die Arbeitslosenquote vor der Coronakrise (3,5%) bedeutete Vollbeschäftigung. Im März betrug die Arbeitslosigkeit 6,0%. Im letzten Konjunkturzyklus dauerte der Rückgang von 6,0% auf 3,5% fünfeinhalb Jahre. Diesmal wird es natürlich schneller gehen, da weite Teile der Wirtschaft rasch wieder zu arbeiten begannen. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter so schnell fällt wie seit Jahresbeginn, dürfte das Vollbeschäftigungsziel im Sommer 2022 fast erreicht sein. Das wäre noch vor dem Tag, an dem die Fed nach ihren derzeitigen Plänen erstmals die Leitzinsen anheben will. Ein weiterer so starker Rückgang der Arbeitslosenquote wie zu Beginn der Erholung ist aber nicht sicher. Die Frage ist, ob die Coronakrise einigen Sektoren dauerhaft geschadet und zu nachhaltigen Arbeitsplatzverlusten geführt hat.

Neue Arbeitswelt 

Interessant wird auch die Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten Jahren sein. Die Pandemie hat die Arbeit in vielen Dienstleistungssektoren flexibler gemacht. Für viele von uns wird das Homeoffice bleiben, auch wenn man an einzelnen Tagen wieder ins Büro geht. Die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern werden sich ändern, ebenso wie die betrieblichen Sozialleistungen. Unternehmen, die Mitarbeiter binden und motivieren wollen, müssen in Zukunft mehr bieten als einfach nur höhere Löhne, Jahreskarten für den öffentlichen Nahverkehr und Vergünstigungen für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio. Wie steht es etwa um flexiblere Arbeitszeiten? Was ist mit Zuschüssen für die Ausstattung des Homeoffice? Und wie wäre es mit mehr Beteiligung an medizinischen Leistungen, vor allem für Sozialfürsorge und psychische Gesundheit? Natürlich hängen die Arbeitskosten letztlich von Angebot und Nachfrage ab, und noch immer gibt es wohl so etwas wie eine Phillips-Kurve. Aber Kosten sind nicht einfach nur höhere Löhne, um Mitarbeiter zu gewinnen. Der Zusammenhang zwischen Beschäftigung, Löhnen und Inflation könnte in Zukunft recht schwer zu erfassen und zu modellieren sein. Flexiblere Beschäftigungsmodelle bedeuten normalerweise, dass die Löhne nicht so stark steigen. Die Arbeitskosten könnten aber auch in Zukunft Auswirkungen auf Margen und Preise haben.

Soziale Aspekte 

Die Pandemie und die Lockdowns dürften das Verhältnis zur Arbeit dauerhaft verändern, sowohl individuell als auch gesamtwirtschaftlich. Es mag wie ein Kalenderspruch klingen, aber Leben ist mehr, als seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wir vermissen Sozialkontakte, das Zusammensein mit Freunden und Familienmitgliedern und Erlebnisse außerhalb der eigenen vier Wände. All das werden wir in Zukunft höher schätzen, sodass sich die Work-Life-Balance wahrscheinlich verändert. Unternehmen müssen darauf reagieren. Als verantwortlicher Investor muss man genauer im Blick haben, wie sie mit ihrem Humankapital umgehen, wie ernst sie die Themen Diversität und Inklusion nehmen und wie sie sicherstellen, dass die Mitarbeiter auch weiterhin für das Unternehmen produktiv arbeiten wollen. Der ESG-Faktor Soziales wird wichtiger werden. Es wird nicht mehr reichen, einmal im Jahr das Firmenlogo mit einem bunten Regenbogen zu versehen. „Fast alles musste ich aufgeben, nur meine Arbeit nicht“ – so könnte denken, wer letztes Jahr das Glück hatte, nicht entlassen zu werden. Das dürfte die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber stärken.

Nach der Erholung 

Interessant wird sein, wie der Rest der 2020er-Jahre aussehen wird. Seit dem Millennium hatten wir drei große Krisen: das Platzen der Technologieblase gleich zu Beginn, die Finanzkrise 2008 und jetzt COVID-19, jeweils mit großen wirtschaftlichen Folgen.  Die Ungleichheit ist größer geworden, und die Umwelt wird noch stärker geschädigt. Nationalismus und Populismus beherrschten die Politik mehr und mehr, auch beim Thema Impfstoffe. Ist die Erholung von COVID-19 also eine Chance für einen Neustart? Die jüngsten Hinweise auf Gier und übermäßige Risiken an den Finanzmärkten passen nicht gut zum neuen Zeitgeist des „Woke“ – und ich meine das so positiv wie möglich. Die Sorge um unseren Planeten und die Menschheit bestimmt zunehmend die politische und die wirtschaftliche Agenda. Im nächsten Konjunkturzyklus werden hoffentlich Faktoren die Hauptrolle spielen, von denen unser aller Zukunft abhängt, und nicht nur die Vermögen der Einzelnen. Klimaschutz, die weitere Digitalisierung, ein besserer Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für Bedürftige – all das sollte uns im neuen Konjunkturzyklus wichtig sein. Diese Dinge sollten Priorität haben gegenüber dem klassischen Wachstum alter Schule. Ein neuer Boom gefolgt von einem Einbruch könnte massive politische und ökologische Folgen haben.

Nachhaltigkeit im Fokus 

Von der Coronakrise werden wir uns schon bald erholt haben. Notmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik werden dann unwichtiger. Notenbanken und Regierungen müssen aber den Kampf gegen den Klimawandel und Ungleichheit unterstützen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Notenbanken ganz auf niedrige Zinsen verzichten werden, vor allem, wenn die Inflation unter Kontrolle bleibt. Eine höhere Teuerung könnte eine neue Geldpolitik nämlich verhindern. Die Notenbanken müssen ihre Politik normalisieren, aber sie können sich dabei Zeit lassen. Auch sie sind heute zunehmend „woke“. In Zukunft werden sie sich nicht mehr darauf beschränken, einfach nur Anleihen zu kaufen und den Leitzins festzulegen. Welche Anleihen sie kaufen, ob sie Digitalwährungen entwickeln und ob sie in ihren Analysen mehr soziale Faktoren berücksichtigen – all dies kann Auswirkungen darauf haben, ob unsere Gesellschaft fairer und inklusiver wird. Bei Bedarf müssen die Notenbanken aber auch entschlossen handeln. Wir wollen keine hoch verschuldeten Möchtegern-„Masters of the Universe“, ebenso wenig wie Institutionen, die ein Verhalten fördern, das Marktvolatilität, Vermögensverluste und die Fehlallokation von Ressourcen bewirkt.

Ruhepause 

Ich habe den Eindruck, dass sich die Lage an den Märkten und auch in der Gesellschaft zurzeit etwas entspannt, zumindest in manchen Ländern. Anders als in den letzten Jahren gibt es zurzeit keine großen politischen Themen – wie Brexit-Deadlines und Wahlen in den USA. Wenn die Kontaktbeschränkungen aufgehoben werden, können die Menschen wieder in den Urlaub fahren und müssen nicht mehr so viel vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen. Die neue Ruhe zeigt sich bereits im VIX Index, der wieder so niedrig ist wie vor der Krise. In den nächsten Wochen wird sich die Erholung bestätigen. Dann werden sich die Investoren Gedanken darüber machen, wie die Welt in Zukunft aussieht. Natürlich wird der Nachholbedarf bei Konsumausgaben und Unternehmensinvestitionen noch bis weit ins neue Jahr hinein wirken, ebenso wie die großzügigere Fiskalpolitik. Irgendwann wird der Einfluss aber abnehmen. Dann werden neue Themen für Investoren wichtig Letztes Jahr haben wir intensiv darüber spekuliert, wie die Welt nach Corona aussehen wird. Schon bald dürfte es konkret werden – neue Arbeitswelt, wachsende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung sozialer Faktoren und eine beschleunigte Dekarbonisierung. Wenn wir Glück haben und klug handeln, wird das Wirtschaftswachstum nachhaltiger und grüner.

Wer führt? 

Diese Woche habe ich mir die Champions-League-Spiele angesehen. Bayern München gegen Paris Saint-Germain war ein Klassiker. Als die beiden Mannschaften in der Bayern-Arena aufeinandertrafen, schneite es heftig. In den Halbfinalspielen der Champions League treffen sehr starke Teams aufeinander. Es kommt zu interessanten Paarungen und vielleicht zu einem Finale zwischen Real Madrid und Bayern München, zwei der häufigsten Champions-League-Sieger. Vielleicht kommt es aber auch zu einem Halbfinale zwischen zwei der reichsten Clubs der Welt: Manchester City und Paris Saint-Germain. Spannend. In der weniger prestigeträchtigen Europa League wird wohl Manchester United im Halbfinale entweder gegen Ajax Amsterdam oder AS Rom antreten. Im Mai könnte Manchester die europäische Fußballhauptstadt sein.

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