Volatilität im Technologiesektor: Investoren reagieren nervös auf KI-Start-up aus China
Nachdem Technologieaktien eine Zeit lang stark zugelegt hatten, waren sie von den jüngsten Marktschwankungen besonders stark betroffen. Eine neue, möglicherweise bahnbrechende Innovation hat die Marktteilnehmer nervös gemacht.
Der Sektor brach Ende Januar ein, nachdem das chinesische Start-up DeepSeek ein Konkurrenzmodell zum sehr beliebten Chatbot ChatGPT herausgebracht hatte. Investoren zweifelten an der weitverbreiteten Annahme, dass die USA den KI-Sektor beherrschen.
Berichten zufolge ist das Large Language Model (LLM) – eine Technologie, die mit riesigen Datenmengen trainiert wird und zahlreiche Aufgaben erfüllen kann – von DeepSeek genauso leistungsfähig wie ChatGPT, kostet aber angeblich viel weniger und benötigt nicht so viele teure Microchips. Das Aufkommen von möglicherweise billigeren und effizienteren KI-Modellen stellt die Notwendigkeit hoher Investitionen für KI-Infrastruktur infrage (Rechenleistung und Strom).
Mehr oder weniger volatil
Wenn weniger investiert werden muss als erwartet, könnten die KI-Infrastrukturumsätze sinken. Die Aktie von NVIDIA, dem führenden Hersteller von leistungsfähigen Halbleitern, die für die Nutzung von KI-Anwendungen benötigt werden, ist nach der Nachricht über das neue DeepSeek-Modell deutlich gefallen – ebenso wie die von anderen Chipherstellern und Unternehmen mit Bezug zu generativer KI. Auch Energie- und Infrastrukturunternehmen waren betroffen, weil sie zuvor davon profitiert hatten, dass man im Zuge des erwarteten Siegeszuges von KI mit einem Anstieg der Stromnachfrage rechnete.
In Europa waren die Auswirkungen schwächer, weil hier Halbleiterunternehmen kleinere Anteile an den regionalen Indizes haben: weniger als 4% am MSCI Europe gegenüber mehr als 10% am S%P 500. Der Halbleiterausrüster ASML hatte am 29. Januar über gute Ergebnisse berichtet. Die Nachfrage nach leistungsfähigen Chips dürfte also ein wichtiges Thema für Aktieninvestoren bleiben.1 Am meisten betroffen waren europäische Unternehmen mit Strom-/Energieinfrastrukturbezug wie Schneider Electric und Prysmian, deren Aktien Anfang Januar in Erwartung einer steigenden Stromnachfrage zur Verwirklichung der großen KI-Pläne weltweit stark gestiegen waren.
Nach der anfänglichen Marktkorrektur haben Technologieaktien wieder etwas zugelegt. Es gab Vermutungen, dass das Modell von DeepSeek auf Grundlage bereits existierender Modelle wie Llama 3 von Meta entwickelt wurde. Die tatsächlichen Entwicklungskosten könnten also erheblich höher gewesen sein, als von manchen Medien vermeldet.
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Ausblick für den Technologiesektor
In den letzten Jahren sind Technologieaktien extrem gestiegen, vor allem jene der sogenannten Magnificent 7 (Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, NVIDIA und Tesla). Niemand hat geglaubt, dass das ewig so weitergehen würde.
Jetzt müssen wir uns die Frage stellen, für was oder wen DeepSeek ein Problem sein könnte? Es trainiert LLMs effizienter als seine US-Wettbewerber und benötigt deshalb weniger Rechenleistung, also weniger Chips, weniger Strom und weniger Investitionen. Bei DeepSeek ist auch die Inferenzphase des Prozesses kostengünstiger, aber schnelle Innovationen liegen nun einmal in der Natur der Branche. Sonst könnte die Verbreitung von KI nicht so stark zunehmen. Vielleicht ist ja das Modell Gemini 2.0 Flash Thinking von Google, das derzeit getestet wird, noch leistungsfähiger und noch kostengünstiger als DeepSeek.
Vor Bekanntgabe der Quartals- und Jahresergebnisse von NVIDIA am 26. Februar sollte man das Erreichen des Höhepunkts der KI-Infrastrukturinvestitionen nicht ausrufen. Tatsächlich sagen fast alle Technologieunternehmen, dass sie weiterhin neue Kapazitäten aufbauen, um noch komplexere Anwendungen anbieten zu können.
Vor allem haben Microsoft und Meta über solide Ergebnisse im 4. Quartal 2024 berichtet – mit stärkeren Anstiegen der Gewinne je Aktie und höheren Umsätzen als von der Wall Street erwartet – und angekündigt, Milliarden von Dollar in KI-Infrastruktur zu investieren.2
Bei ihren Ergebniskonferenzen sprachen die Unternehmen auch über DeepSeek, betonten aber, dass solche Effizienzsteigerungen bei der Modellierung und Nutzung von KI-Modellen völlig normal seien. Microsoft-Chair und -CEO Satya Nadella sagte, dass in ihrem Geschäft „jede Hardwaregeneration ein mehr als doppelt so gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hatte wie die davor. Bei jeder neuen Modellgeneration hat es sich aufgrund von Softwareoptimierungen sogar verzehnfach“.3
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Ein neues Kapitel
DeepSeek könnte ein klassisches Beispiel dafür sein, wie Zyklen bei neuen Technologien funktionieren: kontinuierliche Effizienzverbesserungen und immer niedrigere Kosten. Das könnte am Ende zu einer stärkeren Verbreitung von KI-Anwendungen bei Unternehmen und Organisationen außerhalb des Technologiesektors führen, wenn sich die Entwicklungen von DeepSeek und anderen weiterhin in steigenden KI-Investmenterträgen niederschlagen. Für Akteure wie NVIDIA könnte ein struktureller Rückgang der benötigten Rechenleistung infolge der Entwicklung von Open-Source-Technologien wie der von DeepSeek die künftigen Umsätze belasten. Bislang halten die größten Abnehmer der Grafikprozessoren von NVIDIA aber an ihren Investitionsplänen fest. Beispielsweise hat Meta für 2025 60 bis 65 Milliarden US-Dollar Investitionen angekündigt – erheblich mehr als die meisten Marktteilnehmer erwartet hatten.4
Alles in allem fällt es schwer, gegen die USA zu wetten. Mit unerwartet hohen Ergebnissen hat die Berichtssaison für das 4. Quartal 2024 sehr gut angefangen, und das Wachstum dürfte stark bleiben. Die Sektorerträge sind seit Anfang 2025 ausgewogener. Bislang liegen in diesem Jahr Industrie und Energie an der Spitze. Die schnellen Technologiefortschritte in einem so wachstumsstarken Bereich wie KI waren zu erwarten. Es gibt keinen Grund, warum nicht auch Unternehmen außerhalb der USA effiziente LLM-Modelle und KI-Anwendungen entwickeln können.
Wir sind fest überzeugt, dass KI ein wichtiges Thema bleiben und in der nächsten Zeit zahlreiche Investmentchancen bieten wird, in den Bereichen Software, Cloud-Lösungen und den entsprechenden Anwendungen ebenso wie mit Halbleiterinfrastruktur, Datenzentren und Energiegewinnung. Langfristig werden vermutlich noch ganz andere Chancen in anderen Branchen entstehen.
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Was kommt jetzt?
Für die Wirtschaft insgesamt haben die jüngsten Kursschwankungen kaum spürbare Auswirkungen. Aber eine breitere Korrektur könnte eine gesunde Entwicklung sein. Schließlich war der Technologiesektor für den Großteil der Performance im letzten Jahr verantwortlich, als der NASDAQ und der S&P 500 insgesamt um 30% und 25% gestiegen sind.5
Am Ende wird eine größere Gruppe von Unternehmen KI-Innovationen liefern und sich den Platz an der Spitze teilen als ursprünglich erwartet. KI bleibt ein Thema, das von schnellem Wachstum geprägt ist und die Weltwirtschaft in den nächsten zehn Jahren stützen wird. Und auch wenn es immer wieder Unternehmen geben wird, die Dinge grundsätzlich verändern, gibt es nach wie vor gute Gründe, für die USA zuversichtlich zu sein. Die US-Verbraucher profitieren weiter von einem soliden Arbeitsmarkt, steigenden Reallöhnen und einem enormen Vermögenseffekt.
Und für die Unternehmen bringt die neue US-Administration viel Gutes. Präsident Donald Trump ist KI und Technologie im Allgemeinen, aber auch dem Öl- und Gassektor, wohlgesonnen. Außerdem will er die Regulierungen für die Finanzbranche lockern. All dies lässt auf eine anhaltend gute Aktienmarktentwicklung hoffen. Eine längere Schwächephase der Aktienkurse großer Technologieunternehmen könnte allerdings durchaus spürbare Folgen haben und die Wirtschaftsaktivität in den USA belasten – auch wegen der Auswirkungen auf den Konsum.
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Rechtliche Hinweise