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Auch nach dem Jahreswechsel sind die Märkte ungeduldig


  • Die EZB fühlte sich vermutlich von den Kerninflationszahlen letzte Woche bestätigt.
  • Für die Marktteilnehmer ist das Glas der US-Wirtschaft jetzt halb voll. Die Fed räumt möglicherweise die Schüssel mit Punsch ab, wenn die Party am schönsten ist[CK1] .
  • Das US-Repräsentantenhaus hat zwar endlich doch noch einen Sprecher gewählt, aber das bedeutet nicht das Ende der brennenden Probleme des Kongresses.

Im Dezember ist die Kerninflation im Euroraum gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Vielleicht bestätigt das die EZB in ihrem klaren Bekenntnis zu einer restriktiven Geldpolitik.  Nach einem Blick auf die Basiseffekte ist das Bild etwas weniger düster. Die 3-Monats-Kerninflation ist nach ihrem Hoch im September zurückgegangen, aber die Zentralbank hat vermutlich noch mehr Gründe für weitere starke Zinserhöhungen. Den einschlägigen Umfragen zufolge ist die Realwirtschaft robuster als befürchtet.  Wenn sich das Wirtschaftswachstum nicht von selbst ausreichend verlangsamt, weil der Euroraum besser mit dem Ende der russischen Gaslieferungen zurechtkommt als erwartet, muss die Gesamtnachfrage mit einer noch restriktiveren Geldpolitik gebremst werden, um die Inflation deutlich zu senken.

Ganz anders in den USA: Dort signalisieren die jüngsten Umfragen ein recht schnelles Nachlassen des Wachstums.  Vermutlich haben die Märkte auch deshalb den noch immer recht starken Anstieg der neuen Stellen im Dezember ignoriert und stattdessen auf den unerwarteten Rückgang der Löhne und der geleisteten Arbeitsstunden reagiert. Dennoch gefallen uns die Markterwartungen noch immer nicht. Gemessen an den Terminkontrakten gehen die Märkte davon aus, dass der Endzins der Fed bereits im Juni 2023 wieder unter 5% liegen wird und rechnen mit Zinssenkungen um 50 Basispunkte, nachdem sie Anfang letzter Woche noch nur 25 Basispunkte erwartet hatten.  Momentan gibt es weiterhin nur indirekte Zeichen für einen nachlassenden Arbeitsmarkt. Die Fed wird sich vermutlich an traditionellen Indikatoren orientieren, beispielsweise an der Arbeitslosenquote, die gerade erst auf ihren tiefsten Stand seit 53 Jahren zurückgegangen ist. Und nebenbei bemerkt könnte die Notenbank auch eine echte harte Straffung ihrer Geldpolitik in Betracht ziehen, um die zögerliche Reaktion der Märkte auf ihre Signale auszugleichen. Unser einfacher Index für die Finanzbedingungen hat seit seinem Höchststand von Oktober/Anfang November bereits um 75 Basispunkte nachgegeben. Die Unternehmensanleihenspreads haben sich verengt. Vielleicht ist die Fed der Ansicht, dass ihre restriktivere Geldpolitik noch nicht genug auf die Unternehmen durchschlägt.

Schließlich betrachten wir noch die Funktionsstörung des US-Kongresses, die dadurch, dass Kevin McCarthy am Ende doch noch genug Stimmen gewinnen konnte, um zum Sprecher des Repräsentantenhauses gewählt zu werden, nicht behoben ist. Wir sollten uns darauf vorbereiten, dass es auch in diesem Jahr zu einem Drama im Zusammenhang mit der Schuldenobergrenze kommen wird.

Auch nach dem Jahreswechsel sind die Märkte ungeduldig
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