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Weltwirtschaft

Noch keine Weihnachtspause für die Zentralbanken


Im Überblick:

  • Wir gehen davon aus, dass Jay Powell und Christina Lagarde die Erwartungen „baldiger Zinssenkungen“ dämpfen werden.
  • Die Bank of Japan bereitet sich allmählich auf eine Normalisierung vor, auch wenn bislang noch Zurückhaltung herrscht. Eine solche Entscheidung hätte weltweit enorme Folgen.

Sogar Zentralbankentscheider möchten vielleicht manchmal an den Weihnachtsmann glauben, und nach vier aufreibenden Jahren mit außergewöhnlichen Eingriffen und dem ausgeprägtesten Zinserhöhungszyklus seit Jahrzehnten sollte man ihnen durchaus verzeihen, dass sie sich nach einer Weihnachtspause sehnen, ohne zuvor auf ihren Dezembersitzungen wegweisende Aussagen treffen zu müssen. Aber nicht alle Wünsche werden wahr. Ihr letztes Statement des Jahres fällt in eine Zeit, in der die Märkte fest mit ausgeprägten Zinssenkungen schon zu Beginn des Jahres 2024 rechnen. Das gilt zumindest für die Federal Reserve, die EZB und die Bank of England, und keine der drei kann diese Erwartungen einfach totschweigen.   

Wir konzentrieren uns heute auf die Fed und die EZB. Im Einklang mit seinem letzten Statement wird Jay Powell vermutlich versuchen, die Erwartungen zu dämpfen. Wir gehen davon aus, dass die Fed den Märkten mit Verweis auf ihren letzten Dot Plot signalisieren wird, dass sie zwar Zinssenkungen plane, aber weniger davon Auge fasse als derzeit allgemein erwartet. Zwar ist es wahrscheinlicher geworden, dass sie die Zinsen bereits zu Beginn des Frühjahrs senkt, und nicht erst im Juni (unser Basisszenario), aber wir wüssten nicht, was die Fed veranlassen könnte, den Markterwartungen zu folgen. Schließlich ist die Wirtschaft nach wie vor zu stark, als dass sich die Inflationsrisiken in Luft auflösen würden. Die EZB kann für ihre Argumentation auf keinen Dot Plot zurückgreifen, und der große Unterschied zur Lage der Fed ist die erheblich schwächere Wirtschaft im Euroraum. Wir gehen davon aus, dass Christine Lagarde mit Verweis auf die neuen Prognosen signalisieren wird, dass zwar weitere Zinserhöhungen vom Tisch sind – sogar Falken wie Isabel Schnabel sind von dieser Option abgerückt –, die Inflation aber erst 2025 wieder ihren Zielwert erreichen wird, und dies keine baldigen Zinssenkungen rechtfertigt.

Während die Anleihenmärkte in den USA und Europa natürlich weiterhin auf jede noch so kleine Veränderung in der Kommunikation der Fed und der EZB reagieren werden, gewinnen jetzt auch mögliche Schritte der Bank of Japan zunehmend an Bedeutung. Zurzeit geht die Mehrheit der Marktteilnehmer davon aus, dass auf der Sitzung der BoJ am 19. Dezember wirklich etwas passiert. Wir bleiben aber bei unserer Einschätzung, dass die japanische Zentralbank noch bis April abwarten wird. Angesichts der uneinheitlichen Binnenwirtschaftszahlen wird sie vorsichtig bleiben wollen. Zugleich muss sie die Folgen einer Straffung vor dem Hintergrund möglicher baldiger Zinssenkungen der westlichen Zinssenkungen berücksichtigen. Das ändert aber nichts daran, dass die BoJ tatsächlich über eine Normalisierung nachdenkt. 

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