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Steigende Zinsen tun weh – wer hätte das gedacht …?


  • Starke Reaktion auf den Niedergang der Silicon Valley Bank (SVB) – interessant ist aber vor allem die Transmission in die Realwirtschaft
  • Die Zentralbanken sind sich nicht mehr ganz so einig wie zuvor. Wir gehen davon aus, dass die EZB ihre Zinsen um 50 Basispunkte anhebt, während sich die Fed weiter mit 25 begnügen und die Bank of Canada eine Pause einlegen wird.

Die US-Behörden haben schon vor Öffnung des Handels große Geschütze aufgefahren, um ein Übergreifen des Niedergangs der SVB (und mittlerweile auch der Signature Bank) auf die Märkte zu verhindern. Dazu verfolgen sie eine Doppelstrategie.  Erstens werden sie alle Bankeinlagen der beiden Banken decken, auch über die durch die Einlagensicherung geschützten Summen hinaus. Zweitens hat die Fed ein neues Programm aufgelegt, das ihnen zu günstigen Bedingungen Zugang zu Krediten mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr gewährt: Zur Bewertung der Sicherheiten wird der Nennwert anstelle des Marktwerts herangezogen, was eine Entlastung beim Wertverlust der Anleihenportfolios der Banken bedeutet, und es wird kein Wertabschlag (Haircut) vorgenommen.  Dadurch dürfte verhindert werden, dass Bankeinlagen anderer kleinerer und mittlerer Banken auf große systemrelevante Institute umgeschichtet werden. Abgesehen vom kurzfristigen Risiko für die Stabilität des Finanzsystems zeigt der Fall der SVB eine der nicht so offensichtlichen Folgen höherer Zinsen für Banken, vor allem, wenn die variabel verzinslichen Verbindlichkeiten nicht zu den festverzinslichen Assets passen, die angeschafft worden waren, als die Zinsen so niedrig waren wie nie. Auch deshalb sollte man die Stabilität des Finanzsystems als mögliches Frühsignal für realwirtschaftliche Probleme sehr genau im Auge behalten.  Durch den Zusammenbruch der SVB dürfte die Fed in puncto Geldpolitik noch vorsichtiger werden. Jedenfalls waren die letzten Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten schwach genug, um die Fed von „Mega-Zinserhöhungen“ abzuhalten. Wenn die Verbraucherpreisinflation diese Woche nicht erheblich über den Erwartungen liegt, dürfte es die Fed bei Zinsschritten von jeweils 25 Basispunkten belassen. Wir gehen davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus im Juni bei 5,50% beendet sein wird.

Schon seit einigen Wochen schreiben wir, dass die EZB mehr darauf achten sollte, dass die Kreditvergabedynamik nicht zusammenbricht, aber wir haben den Eindruck, dass der EZB-Rat sich bei seinen Entscheidungen vor allem an der Kerninflation orientieren wird.  Selbst wenn sich Christine Lagarde abgesehen von dem klaren Signal einer Erhöhung um 50 Basispunkte in dieser Woche wenig zum Umfang der nächsten Zinsschritte äußern will, ist die Richtung angesichts der offensichtlichen Uneinigkeit im Rat klar: Es geht weiter nach oben. Da wir davon ausgehen, dass die Kerninflation bis zur Mitte des laufenden Jahres stabil bleiben wird, würde uns ein Endzins von 4% nicht überraschen. Damit würde die EZB im Kreise der Notenbanken eher zu den starken Straffern zählen. Andere Zentralbanken wie die Bank of Canada, die sich ebenfalls an der Inflation orientiert, legen jetzt eine Pause ein.

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