US-Wahlen 2024: Mögliche weltweite Auswirkungen
Kopf an Kopf
Vor dem Sommer haben wir die anstehenden Präsidentschaftswahlen betrachtet und untersucht, welche Folgen sie für die US-Wirtschaft haben dürften.1 Zu diesem Zeitpunkt war Präsident Joe Biden gerade durch Vizepräsidentin Kamala Harris ersetzt worden. In den Umfragen lag der frühere Präsident Donald Trump zunächst leicht vor Harris, allerdings war der Abstand kleiner als gegenüber Biden. Seitdem hat Harris viele Unterstützer gewonnen. Aus 1,7 Prozentpunkten Rückstand gegenüber Trump ist ein 2-Punkte-Vorsprung geworden.2
Abbildung 1 zeigt, dass sich auch in den Swing States die Umfragewerte für Harris verbessert haben. Seitdem sie kandidiert, hat sich Trumps Vorsprung in allen Swing States verkleinert: Das Rennen ist enger geworden. In Nevada, Michigan und Wisconsin liegt Harris vorn, in New Hampshire sogar mit Abstand. Nur Florida spricht sich nach wie vor klar für Trump aus.
Abbildung 2 zeigt dagegen, dass Trump bei diesen Umfragewerten aus der Abstimmung des Wahlmännergremiums immer noch als Sieger hervorginge. Allerdings liegt sein Vorsprung in sieben von acht Staaten innerhalb der Fehlertoleranz der Umfragen. Allan Lichtman, der amerikanische Historiker, der seit 1984 jede Wahl richtig vorausgesagt hat, veröffentlichte kürzlich seine Prognose. Nachdem sich Robert F. Kennedy Jr. zurückgezogen hat, ist er der Ansicht, dass Harris gewinnen wird.
Abbildung 3 zufolge ist die Wahl aber noch lange nicht entschieden. Vor acht Jahren lag Hillary Clinton zu diesem Zeitpunkt erheblich weiter vorn als Harris heute und verlor am Ende trotzdem. Vor vier Jahren führte Biden die Umfragen auch mit erheblich größerem Abstand an und gewann am Ende mit der Hälfte des erwarteten Vorsprungs – und mit Stimmdifferenzen von 43.000 in drei wichtigen Staaten. Harris’ überzeugender Auftritt beim TV-Duell im September hat geholfen, den leichten Rückgang ihres Vorsprungs nach der Unterstützung in der anfänglichen Euphorie und nach dem Parteitag der Demokraten zu stoppen.
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In dieser Analyse betrachten wir die möglichen weltweiten Auswirkungen der US-Wahlen. Aus unserer Sicht könnte ein Sieg von Kamala Harris erhebliche Folgen für die US-Binnenwirtschaft haben, vor allem die Struktur – allerdings hätte sie es unserer Einschätzung nach mit einem gespaltenen Kongress zu tun, der sie in der Umsetzung mutiger politischer Entscheidungen behindern würde. Deshalb würden sich die Auswirkungen eines Sieges von Harris vermutlich auf die Nebeneffekte des US-Wachstums beschränken, die allerdings nicht unerheblich sind.
Ein Sieg Trumps hätte dagegen mehr direkten Einfluss auf die Volkswirtschaften vieler Länder und könnte eine Kette von Ereignissen auslösen, die ihrerseits zahlreiche indirekte Effekte hätten. Betrachten wir vor allem die von Trump geplante Zollpolitik. Wie wir bereits in früheren Analysen erläutert haben, würden die Preise eher für US-Verbraucher steigen als für ausländische Hersteller. Was die Volumina betrifft, würde vermutlich besonders China leiden. Das Land steht im Mittelpunkt der zornigen Kampagne von Trump und müsste nach dessen Plänen 60% Zoll zahlen. Für den Euroraum hat er dagegen nur Zölle in Höhe von 10% in Aussicht gestellt (gegenüber zurzeit gewichteten 5%). Dennoch könnten sich die Handelsspannungen angesichts etwaiger Vergeltungsmaßnahmen der Europäischen Union (EU) – oder der davon unabhängigen Bemühungen der Währungsunion, die CO2-Emissionen durch ihren CO2-Grenzausgleichsmechanismus zu reduzieren – verschärfen.
Diese Maßnahmen werden vermutlich die US-Zinsen und den Dollar in die Höhe treiben, obgleich Trump auf dem Gegenteil beharrt. Und dies hätte Folgen für die Weltwirtschaft, vor allem für die Emerging Markets.
Welche Auswirkungen hätten Trumps Sicherheitspläne? Seine Antipathie gegen die Nordatlantische Allianz (NATO) und der Vorschlag, den Krieg in der Ukraine zu „beenden“, sprechen dafür, dass die Sicherheit Europas nachlassen würde. Angesichts der anhaltenden Aggressionen Russlands könnte Europa seine Verteidigungsausgaben wieder auf das Niveau vor der postsowjetischen „Friedensdividende“ anheben müssen. Das könnten nur wenige europäische Volkswirtschaften problemlos finanzieren. Auch gegenüber Asien hat Trump damit gedroht, die Sicherheitsvorkehrungen abzubauen oder mehr Gegenleistungen dafür zu verlangen. Dann wäre auch diese Region weniger durch die USA geschützt, was Folgen für viele Länder in Südostasien hätte.
Wir haben untersucht, wie es um die Auswirkungen der von Trump angedachten Umweltpolitik steht. Da Trump in seiner ersten Amtszeit das Pariser Abkommen aufgekündigt hat, gehen wir davon aus, dass er die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zurückfahren wird. Wir erwarten zwar nicht, dass er Bidens bahnbrechende Investitionsgesetze3 komplett abschaffen würde, aber wahrscheinlich würde er die Vorschriften für die Öl- und Gasbranche lockern, sodass die Produktion wieder stiege. Kurzfristig dürfte das die Energiekosten senken, und die weltweiten Inflationsaussichten würden zurückgehen. Mittel- bis langfristig wäre aber wahrscheinlich mit weiterhin hohen Treibhausgasemissionen in den USA zu rechnen.
Zunächst betrachten wir die möglichen Folgen für Europa und China. Danach gehen wir auch auf die Auswirkungen für asiatische Emerging Markets, Japan, Mexiko, Kanada und europäische Emerging Markets ein.
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