2023: Das Jahr der grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen? Drei Gründe für Optimismus
2022 war ein schwieriges Jahr für Anleiheninvestoren, und nachhaltige Papiere waren da keine Ausnahme. Dennoch darf man für die Assetklasse aus drei Gründen optimistisch sein. Der Markt für grüne Anleihen war vergleichsweise stabil und bot attraktive Investmentchancen, sodass das Investoreninteresse trotz Volatilität weiter gestiegen ist.
2023 könnte der Anleihenmarkt wieder anziehen.1 Noch gibt es viele Unsicherheiten, aber zunehmend auch Anzeichen für eine nachlassende Inflation, ein weniger schwaches Wachstum als erwartet und ein mögliches baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken. Von einem solchen Umfeld könnten vor allem grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (GSSBs) profitieren.
Angesichts der schärferen Regulierungen und strengeren Prüfungen nachhaltiger Anlagen könnten GSSBs von ihrer Transparenz profitieren. Nach unseren Green-Bond-Analysen war die CO2-Intensität der mit ihnen finanzierten Projekte weniger als halb so hoch wie die ihrer Emittenten.2 Offensichtlich erfüllen sie nicht nur ihre wichtigste Rolle, die Finanzierung von Projekten, die Umweltnutzen stiften, sondern sind zudem ein liquider Markt3 mit Wachstumspotenzial, sodass höhere Handelsvolumina möglich werden.
Grüne, soziale und nachhaltige Anleihen: Drei Gründe für Optimismus im Jahr 2023
1. Ein sehr dynamischer Markt…
Trotz des turbulenten Konjunkturumfelds im letzten Jahr wurden für 606 Milliarden US-Dollar neue grüne, soziale und nachhaltige Anleihen emittiert4 , vor allem Green Bonds. Auf sie entfallen fast 400 Milliarden US-Dollar des Emissionsvolumens. Damit erreichten sie 2022 nicht nur wieder ihren Rekord des Vorjahres, sondern es gab 115 zusätzliche erstmalige Emittenten. Unternehmensanleihen hatten das dritte Jahr in Folge über 50% Anteil am Emissionsvolumen, weil immer mehr Sektoren hinzukommen, beispielsweise Immobilien, Automobilindustrie, Konsumgüter und Telekommunikation. Aber es wurden auch mehr grüne Staatsanleihen begeben. Neue Länder wie Österreich oder Kanada emittierten erstmals Green Bonds. Das belegt nicht nur die Glaubwürdigkeit dieser Anleihenart, wenn es darum geht, den Finanzierungsbedarf der Vorbereitung auf Netto-Null zu unterstützen, sondern zeigt auch, dass in allen Sektoren aktiv auf dieses Ziel hingearbeitet wird. Wir gehen davon aus, dass sich der Markt in Zukunft nicht nur nach Sektoren, sondern auch nach Ländern und Regionen diversifizieren wird. US-Unternehmen könnten mehr grüne Anleihen begeben, vor allem nach Einführung des US Inflation Reduction Act. Auch in den Emerging Markets könnte die Emissionstätigkeit weiter anziehen, weil eine globale Wende nicht ohne erhebliche Investitionen in diese Region gelingen kann.
Die Entwicklung der Märkte für soziale und nachhaltige Anleihen war etwas komplexer. Bemerkenswert ist aber die Ausgabe der ersten sozialen Immobilienanleihe, die möglicherweise den Weg für weitere Emissionen aus diesem Sektor bereitet. Der Markt für nachhaltige Anleihen ist viel stärker von USD-Emissionen geprägt als die Märkte für grüne und soziale Anleihen, an denen eher in Euro emittiert wird. Dadurch entstehen weiterhin zahlreiche Investmentchancen in unterschiedlichen Sektoren und Ländern.
2. … mit günstigen Bewertungen
Weil sich die Renditen Ende 2022 erholt haben, scheinen die Bewertungen immer attraktiver. Auf kurze Sicht bestehen nach wie vor Unsicherheiten: Die Zentralbanken bleiben restriktiv, um Gesamt- und Kerninflation in die Knie zu zwingen, und im 1. Quartal werden enorm viele neue Anleihen begeben. Die langfristigen Aussichten des Anleihenmarktes scheinen sich aber kontinuierlich zu verbessern. Weil GSSBs häufig Unternehmensanleihen und zinssensitiv sind, dürften sie davon besonders profitieren. Tatsächlich sind wir der Ansicht, dass einige der Faktoren, die 2022 für den Minderertrag von GSSBs gegenüber traditionellen Anleihen verantwortlich waren, in diesem Jahr eine Wende zum Besseren vollziehen werden. Zurzeit bieten GSSBs einen interessanten Renditevorteil gegenüber traditionellen Papieren und scheinen besser aufgestellt, um von fallenden Renditen und engeren Credit Spreads zu profitieren.
3. Schärfere Regulierung und mehr Klima- und Sozialbewusstsein dürften der Assetklasse zugutekommen
In den letzten Jahren ist das Investoreninteresse an nachhaltigen Strategien gestiegen. Angesichts der strengeren Regulierungen müssen sie jetzt ihre Glaubwürdigkeit weiter unter Beweis stellen. Dafür eigenen sich GSS-Anleihen sehr gut. Sie sind transparent, und die mit ihnen finanzierten Projekte sind messbar. Davon dürfte die Assetklasse aus unserer Sicht in besonderem Maße profitieren, sodass vermutlich sowohl die Zahl der Investoren als auch die der Emittenten steigen wird.
Das Netto-Null-Ziel erfordert in den nächsten Jahren massive Investitionen. Beispielsweise zeigt eine aktuelle Studie5 , dass zusätzlich 3,5 Billionen US-Dollar Anlageinvestitionen pro Jahr in die Systeme für Energie und Landnutzung notwendig sind, um das Ziel bis 2050 zu erreichen. Initiativen wie REPowerEU oder der Inflation Reduction Act in den USA dürften die Investitionstätigkeit beschleunigen, und das dürfte GSSBs zugutekommen.
Im Bereich Soziales verstärken Probleme im Zusammenhang mit Streiks und hohen Lebenshaltungskosten die Ungleichheit. Hinzu kommen die niedrigen Haushaltseinkommen in den Schwellenländern, die es schwierig machen, die klimawandelbedingten Schäden und den Übergang zur Netto-Null zu finanzieren. Deshalb könnten 2023 wieder mehr soziale Anleihen begeben werden.
Auch wenn die Aussichten recht gut sind, sollten Investoren bei Anlagen in nachhaltige Anleihen vorsichtig sein. Assetmanager müssen in relevante Projekte von glaubwürdigen Emittenten investieren, und das setzt eingehende Analysen voraus. Hier kommt es auf die Fähigkeiten des Assetmanagers an. Deshalb haben wir bei AXA IM eine leistungsfähige GSSB-Leitlinie entwickelt, die uns eine sehr sorgfältige Auswahl ermöglicht.
Zudem – und auch das ist wichtig – werden wir Regulierungen im Zusammenhang mit den bevorstehenden grünen und sozialen Taxonomien sehr genau beobachten und daran mitarbeiten. Interessant ist, wie sie mit der SFDR und den aktuellen lokalen Vorschriften harmonieren. Zweifellos werden wir uns alle anpassen müssen, aber das ändert nichts daran, dass wir einen Beitrag zu einer grünen und gerechten Wende leisten wollen.
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