Das wird ein heißer Sommer
- Die Bank of England steht unter heftiger Kritik, aber vieles liegt nicht in ihrer Hand.
- Die Fed dürfte im Juli letztmalig ihren Leitzins anheben. Der nächste natürlich Schritt wäre, dass auch die EZB im September ihren Zinserhöhungszyklus beendet.
Nach Fed und EZB steht jetzt die Bank of England im Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach den allgemeinen Erwartungen wird sie ihren Leitzins am Donnerstag um weitere 25 Basispunkte anheben. Die britische Zentralbank wird stark kritisiert. Sie schien ihre Geldpolitik zögerlicher zu straffen als Fed und EZB und warnte die Märkte im vergangenen November sogar, mit zu vielen Zinserhöhungen zu rechnen. Jetzt muss sie stärker eingreifen als geplant – und das trotz anhaltenden Lohndrucks. Aus unserer Sicht muss sie nicht nur mit den Folgen ihrer eigenen politischen Entscheidungen zurechtkommen, sondern auch mit strukturellen Kräften, die sie nicht beeinflussen kann. In der bizarren Lage, in der sich Großbritannien zurzeit befindet (ein sich überhitzender Arbeitsmarkt, an dem keine neuen Stellen entstehen), wiegen die Mängel des britischen Gesundheitssystems (fast eine halbe Million Menschen sind seit 2019 wegen Langzeiterkrankungen aus der Erwerbstätigkeit ausgeschieden) und die Veränderungen des Einwanderungssystems nach dem Brexit schwerer als jeglicher traditioneller Nachfrageüberschuss.
Wir analysieren die Entscheidung der Fed in der letzten Woche: Aus unserer Sicht hat der Offenmarktausschuss die Möglichkeit zweier weiterer Zinserhöhungen erwähnt, um zu vermeiden, dass sich durch die Ankündigung einer Zinspause die Finanzbedingungen aufgrund der Marktreaktionen lockern. In unserem Basisszenario gehen wir jetzt von einer weiteren Zinsanhebung im Juli aus, denken aber, dass die Geldpolitik dadurch ausreichend straff sein wird, weil wir erwarten, dass die Daten in den nächsten zwei Monaten zeigen werden, dass die Wirtschaft nachlässt. Christine Lagarde hat strikt vermieden, sich zur Geldpolitik ab August zu äußern. Das zeigt möglicherweise, dass im EZB-Rat keine Einigkeit herrscht. Und weil es zurzeit so schwer ist, die Lage präzise zu analysieren, ist das auch keine Überraschung. Eine letzte Zinserhöhung im September ist jetzt wahrscheinlich die „natürliche Entwicklung“, aber wir denken auch, dass die jüngsten Straffungsprognosen mit Vorsicht zu genießen sind. Die EZB schaut vor allem auf den Arbeitsmarkt, und bis zur Septembersitzung des geldpolitischen Rats liegen vielleicht noch nicht ausreichend Belege für eine Abkühlung vor. Aber das lässt uns noch mehr befürchten, dass die EZB am Ende „zu viel tut“.
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