Global Factor Views: Konjunktur spricht für Quality und Low Volatility
In Europa und in den USA liegt die Inflation nur noch knapp über den Zielwerten der Notenbanken, doch gibt es Anzeichen für ein nachlassendes Wirtschaftswachstum. Im Juli waren die US-Arbeitsmarktdaten überraschend schwach. Man fürchtete eine starke Konjunkturabkühlung, was die Aktienmärkte irritierte.
Wegen der nachlassenden Inflation und der etwas schwächeren Konjunkturdaten rechnen die Märkte mit fallenden Zinsen. Die Notenbanken achten wieder mehr auf Wachstums- und Arbeitsmarktrisiken.
Außerdem ging der Auftragseingangsindex des Institute for Supply Management (ISM) im Juli zurück. Der Konjunkturindikator zeigt daher jetzt einen Abschwung an.1
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Ausblick für Aktienfaktoren
Angesichts der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage und der Zinserwartungen haben wir unser Global Factor Dashboard wie folgt angepasst:
Im August lagen aufgrund unserer Indikatoren für Konjunktur, Zinsen, Bewertung und Markttechnik die Faktoren Qualität (Quality) und Niedrige Volatilität (Low Volatility) vorn. Bewertung (Value) und Momentum lagen hinten.
Die Performance des Faktors Low Volatility hat sich gegenüber dem letzten Quartal am stärksten verbessert. Sie ist meist dann gut, wenn die Konjunktur zwar nachlässt, Bewertungen und Markttechnik aber günstig bleiben. Ganz hinten liegt jetzt der Faktor Momentum, auch wenn er insgesamt noch neutral eingeschätzt wird. Nur wenige Faktorscores sind zurzeit extrem hoch oder niedrig; die Scores von Growth, Value und Momentum liegen daher dicht beieinander.
Im Folgenden erläutern wir unsere Einschätzungen der Aktienfaktoren.
Qualität (Quality): Positiv
Wie unser Factor Dashboard zeigt, schätzen wir den Faktor Qualität (Quality) noch immer positiv ein. Qualitätsaktien, also Titel von überdurchschnittlich rentablen Unternehmen, nützt eine nachlassende Konjunktur meist. Insgesamt ist der Faktor zurzeit überdurchschnittlich hoch bewertet. Anders als bei anderen Faktoren spielte die Bewertung für die Performance hier aber meist keine größere Rolle. Bei Qualitätswerten raten wir daher zu einem aktiven Investmentansatz, der sich leichter an Veränderungen der Marktbedingungen anpassen lässt.
Niedrige Volatilität (Low Volatility): Positiv
Der Faktor Niedrige Volatilität (Low Volatility) hat jetzt eine positive Punktzahl; er hat gegenüber dem Vorquartal die größten Fortschritte gemacht. Grund dafür war, dass der Konjunkturindikator jetzt ein schwächeres Wachstum anzeigt, was für diesen Faktor meist günstig ist. Fallende Zinsen schaden dem Faktor hingegen oft, weil sie normalerweise mit einer Konjunkturerholung einhergehen. Diesmal werden die Zinsen aber gesenkt, um eine Wachstumsabschwächung frühzeitig zu verhindern. Weil der Faktor Low Volatility zuletzt aus der Mode war, sind Bewertung und Markttechnik ebenfalls günstig.
Wachstum (Growth): Neutral
Den Faktor Growth schätzen wir neutral ein. Unser Konjunkturindikator (der Niveau und Veränderung des ISM-Auftragseingangsindex aufgreift) schwächt sich jetzt ab, was für den Faktor Growth meist nicht gut war. Allerdings fallen jetzt auch die Zinsen, was dem Faktor in der Regel nützt. Wegen seiner guten Performance im ersten Halbjahr ist der Faktor jetzt überkauft, also sehr beliebt. Die Markttechnik bewerten wir daher negativ.
Bewertung (Value): Neutral
Substanzwerte – also Titel, die scheinbar unterhalb ihres inneren Werts notieren – schätzen wir ebenfalls neutral ein. Eine schwächere Konjunktur war für den Faktor meist nicht gut, da Substanzwerte oft sehr konjunktursensitiv sind. Fallende Zinsen sind ebenfalls ungünstig, da Anleger dann meist auf Aktien mit einer längeren Duration setzen, also auf Wachstumswerte. Die Bewertungen von Substanzwerten sind mehreren Kennzahlen zufolge recht gut. Auch die Markttechnik ist günstig.
Momentum: Neutral
Der Faktor Kursmomentum erfasst Aktien mit einem gegenüber dem Markt überdurchschnittlichen Kursanstieg in den letzten zwölf Monaten. 2023 und im 1. Quartal 2024 lag der Faktor Momentum meist vorn. Das änderte sich allerdings im April, als sich die Markttechnik verschlechterte. Auffällig war vor allem die geringe Streuung der Performance von Momentumaktien zum Ende des 1. Quartals. Das weist auf einen überkauften Markt hin und war oft ein Warnsignal.
Seit April ist dieses Problem zwar nicht größer geworden, doch ist der Markt im Vergangenheitsvergleich noch immer überkauft. Das schadet der Gesamteinschätzung des Faktors. Auch eine nachlassende Konjunktur ist für den Faktor meist ungünstig. Momentum ist daher jetzt der am niedrigsten bewertete Faktor.
Rechtliche Hinweise