Discovery – Decision – Delivery – Data: Die langfristigen Faktoren der digitalen Wirtschaft
Die Coronapandemie hat die Digitalisierung der Weltwirtschaft stark beschleunigt. Durch die Lockdowns hat sich das Leben drastisch verändert, und wir mussten uns anpassen. Vernetzung und Digitalisierung wurden wichtiger denn je. Dadurch hat sich die Nachfrage in zahlreichen Sektoren erheblich verschoben: von der Unterhaltung über Einzelhandelsprodukte und Technologiedienstleistungen bis zur Cybersicherheit.
Und selbst nach dem Wiederanlaufen der Wirtschaft und der Lockerung der Restriktionen bleibt das Umfeld für diese Branchen sehr günstig.
Wir haben herausgefunden, welche Bereiche das Wachstum der digitalen Wirtschaft maßgeblich vorantreiben: Discovery (Entdeckung), Decision (Entscheidung), Delivery (Lieferung) und Data & Enablers (Daten und Ermöglicher). Zusammen sorgen sie für eine Vielzahl an Investmentchancen in der gesamten Wertschöpfungskette, weil die Digitalisierung einen immer größeren Platz in unserem Leben einnimmt.
Wir haben diese vier Bereiche analysiert und untersuchen, was wir zurzeit für mit die größten langfristigen Investmentchancen halten.
Entdeckung (Discovery)
Beim Thema Discovery geht es darum, wie Menschen Produkte und Dienstleistungen suchen und finden und wie Unternehmen neue Kunden gewinnen können.
COVID-19 hat einen Onlinehandels-Boom ausgelöst, weil wegen der Lockdowns mehr Menschen denn je im Internet einkauften. Dadurch entstanden Chancen für Onlinewerbung und Social-Media-Unternehmen.
Viele Firmen haben sich darauf spezialisiert, großen weltweit aktiven Unternehmen zu helfen, ihre zahlreichen Kunden online anzusprechen.
Eine davon ist HubSpot, das Markenhersteller unterstützt, die sozialen Medien und das Internet umfassender zu nutzen. Dazu bietet das Unternehmen Programme zur Sammlung und Analyse von Daten und hilft, aus Kontakten Kunden zu machen. Nach den jüngsten Zahlen ist der Umsatz von HubSpot im 3. Quartal 2021 um 47% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, weil kleine und mittlere Unternehmen ihr Onlinegeschäft während der Lockdowns ausgebaut haben1 .
Ein weiteres Beispiel ist Sprinklr, dessen Geschäftsmodell darin besteht, Unternehmen beim Management ihrer Social-Media-Kanäle zu helfen. Sein Umsatz ist im 3. Quartal um 32% zum Vorjahr gestiegen2 . Der größte Teil davon ist auf die steigende Zahl der Abonnements zurückzuführen. Sie sorgen für regelmäßige Umsätze, was sehr interessant für Investoren sein kann, die bei ihren Portfoliounternehmen Wert auf gut prognostizierbare Gewinne legen.
Entscheidung (Decision)
Das Thema Decision umfasst Onlinehändler, Webportale und mobile Apps, die dem Verbraucher bequem und verlässlich eine Auswahl an Produkten zeigen.
Durch die Pandemie ist das Interesse an Streamingdiensten schnell gestiegen. So berichtete Netflix Ende 2020 über einen Anstieg der Abonnenten seines Bezahldienstes von fast 22% gegenüber Ende 2019, und Ende 2021 war die Zahl noch einmal um 9% gestiegen3 .
Als die Lockdowns nach und nach aufgehoben wurden, befürchteten einige, dass die Abonnentenzahlen solcher Anbieter wieder fallen würden. Aber offensichtlich ist der Onlinemedienkonsum die neue Normalität. Nach den Lockdowns ist der Anstieg der Abonnenten von Netflix zwar zurückgegangen, aber die Kundenbasis ist nach wie vor groß, was zweifellos auch darauf zurückzuführen ist, dass das Unternehmen ständig neue Inhalte anbietet. In den letzten Jahren hat es enorme internationale Erfolge mit The Queen’s Gambit (Das Damengambit) und Squid Game gefeiert. Letzteres wurde von über 142 Millionen Haushalten gestreamt und ist damit die meistgesehene Serie aller Zeiten4 . Kürzlich hat Netflix seine Preise für US-amerikanische und kanadische Kunden um etwa 10% erhöht. Offensichtlich ist das Unternehmen zuversichtlich, dass es mit seinen Inhalten die Kunden weiterhin binden kann5 .
Auch Disney+ war sehr erfolgreich. Nach eigenen Angaben hatte es im 4. Quartal seines Geschäftsjahres 2021 weltweit 118,1 Millionen Abonnenten. Damit ist Zahl der Abonnements seit Anfang des Fiskaljahres 2020 um etwa 92 Millionen gestiegen6 .
Im Einzelhandel dürften zwar in Premium-Einkaufszentren und -straßen Flagship-Stores erhalten bleiben, aber viel mehr Einkäufe werden online getätigt. Hier ist die Auswahl sowohl größer als auch besser vergleichbar, und die Abwicklung ist einfach.
Für die Weihnachtszeit erwartete man 2021, dass erstmals über 200 Milliarden US-Dollar im Onlinehandel ausgegeben würden, obgleich die Umsätze am Black Friday am 26. November (einem der größten Shopping-Tage des Jahres) leicht von 9 Milliarden 2020 auf 8,9 Milliarden US-Dollar zurückgegangen waren7 .
Ein Grund dafür könnte sein, dass einige Einzelhändler ihre Aktionsangebote früher gestartet haben als üblich, möglicherweise, um Logistik- und Lieferengpässe zu vermeiden. Dagegen brach der Singles’ Day, das chinesische Pendant zum Black Friday, der jedes Jahr am 11. November stattfindet, 2021 alle Rekorde. Es wurden 540,3 Milliarden Yen (84,5 Milliarden US-Dollar) umgesetzt, 8,5% mehr als im Vorjahr. Allerdings war dieser Anstieg der geringste aller Zeiten, weil Technologieunternehmen strengen Regulierungen unterlagen und es zu Lieferengpässen kam8 .
Lieferung (Delivery)
Unter das Thema Delivery fallen Unternehmen, die die sichere Bezahlung und Auslieferung vereinfachen, weil Kunden zunehmend sehr schnelle und taggleiche Lieferungen wünschen. Dieser vielfältige Bereich umfasst Firmen aus den Branchen Zahlungen, Cybersicherheit, Logistik und Immobilien.
Wir gehen davon aus, dass die Umsätze steigen werden, weil viele Menschen weiterhin in Läden einkaufen werden, aber auch der Onlinehandel dürfte erfolgreich bleiben. Durch den Ausbruch der neuen Omikron-Variante des Coronavirus ist die Unsicherheit wieder gestiegen, sodass Aktivitäten im Zusammenhang mit Reisen und Freizeitgestaltung wieder weniger nachgefragt wurden, aber wir meinen, dass beispielsweise Zahlungsabwickler durch die Pandemie mehr Chancen haben als früher.
Zugleich sind wir überzeugt, dass einige Geld- und Kreditkartenanbieter noch nicht vollständig vom Wiederanlaufen der Wirtschaft nach den Lockdowns profitiert haben und sich das ganze Potenzial erst entfalten wird, wenn nach weiteren Lockerungen weltweit wieder mehr gereist wird.
Beispielsweise ist der Umsatz von Zahlungsabwicklern 2020 aufgrund der Pandemie zurückgegangen, aber McKinsey erwartet für 2021 wieder ein Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Bereich – entsprechend dem Anstieg der Verbreitung elektronischer und Onlinezahlungen9 .
Angesichts des Booms des Onlinehandels müssen viele Unternehmen die Struktur ihrer Lieferketten überdenken, um den Erwartungen ihrer Kunden gerecht zu werden, die davon ausgehen, dass Produkte immer auf Lager sind und spätestens am nächsten Tag geliefert werden. Dadurch sind Chancen für Unternehmen entstanden, die Automatisierungslösungen für Lager oder Lagerflächen anbieten. Eines davon ist die Goodman Group, die kürzlich über überraschend gute Ergebnisse berichtet und ihre Prognosen deutlich angehoben hat, unterstützt von der steigenden Nachfrage nach Lagerflächen für den Onlinehandel10 . Unterdessen berichtete Prologis, dass es „quasi keine Flächen mehr“ gebe. Die hohe Nachfrage hat auch die Mieten und Immobilienpreise auf Rekordniveaus steigen lassen11 .
Auch Transportunternehmen wie Deutsche Post DHL kam der Erfolg des Onlinehandels zugute. Sein Umsatz ist im 3. Quartal 2021 um 23,5% gegenüber dem Vorjahr gestiegen12 .
Eine ebenfalls unabdingbare Dienstleistung ist die Cybersicherheit. Sie gewann an Bedeutung, weil immer mehr Menschen von zu Hause arbeiten und mehr Transaktionen online abgewickelt werden. So berichtete das Cybersicherheitsunternehmen Tenable über 23% Umsatzwachstum im 3. Quartal und begründete dies mit einer „Rekordnachfrage“, weil immer mehr Unternehmen cloudbasierte Lösungen wählen13 .
Daten und Ermöglicher (Data & Enablers)
Mit Data & Enablers sind Unternehmen gemeint, die Technologien oder Dienstleistungen anbieten, die ihren Kunden ermöglichen, eine Digitalkultur zu entwickeln.
IT-Dienstleister wie das sehr große Accenture bis zu kleineren Firmen wie Endava und Globant sind kräftig gewachsen, weil digitalisierungswillige Unternehmen Hilfe von Fachleuten benötigen, um ihre Strategie zu optimieren. Auch Unternehmen wie Workday oder Paylocity, die bei der Digitalisierung des Backoffice unterstützen, halten wir aus Investmentsicht für interessant. Sie bieten Leistungen wie Lohnbuchhaltung oder Personalmanagement. Im November berichtete Workday über 20% Umsatzanstieg im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahr, und bei Paylocity ist der Umsatz im 1. Quartal des Fiskaljahres um 34% gestiegen14 .
Wenn die Unternehmen nach den Lockdowns wieder Personal einstellen und sich der Arbeitsmarkt wieder belebt, werden sie es mit veränderten Erwartungen der Mitarbeiter und neuen Arbeitsgesetzen zu tun bekommen. Nach einem Bericht von Paylocity und Deloitte können bestimmte Prozesse in der neuen Arbeitsumgebung (Homeoffice) effizienter sein als früher. Das spart Zeit und Geld15 .
Traditionelle „Offline-Unternehmen“ brauchen fachliche Unterstützung von Dritten, um in diesem neuen Umfeld wettbewerbsfähig gegenüber den „Digital Natives“ zu bleiben, also gegenüber Unternehmen, die von Anfang an als Onlineanbieter geplant waren.
Ein Beispiel ist New Relic. Die cloudbasierte Plattform ermöglicht Unternehmen, Daten zu sammeln, zu speichern und in Echtzeit zu analysieren. So können sie erfahren, wie ein Kunde auf ihre Website gelangt ist, und dieses Wissen nutzen, um weitere Kunden zu gewinnen. Für viele Unternehmen war diese Art von Dienstleistung früher eine nette Option und ist heute ein Muss.
Blick nach vorn
Mit dem Wiederanlaufen der Volkswirtschaften sind einige Probleme entstanden: Lieferengpässe, Arbeitskräftemangel, Inflationsdruck und erneute Virusausbrüche in einigen Ländern. Trotzdem sind wir überzeugt, dass die Chancen, die durch die digitale Wirtschaft entstanden sind, langfristig bestehen bleiben.
COVID-19 hat die Digitalisierung vieler Unternehmen beschleunigt. Sie ist aber ein langfristiges Thema mit neuen Chancen, die sich weiterentwickeln werden, wenn neue Technologien und Konsumtrends entstehen.
Hinweise auf Unternehmen dienen nur zur Illustration und dürfen nicht als Anlageempfehlungen verstanden werden.
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