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Jahresausblick

Ausblick für Japan: Erholung scheint sich fortzusetzen


Im Überblick

  • Die japanische Wirtschaft scheint stabil zu bleiben. Wir erwarten für 2022, 2023 und 2024 BIP-Wachstumsraten von 1,6%, 1,7% und 1,3%.
  • Der Lohndruck steigt, und es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die Unternehmen die steigenden Kosten weitergeben.
  • Unserer Einschätzung nach dürfte die Bank of Japan (BoJ) ihre Leitzinsen 2023 unverändert lassen, aber wenn die Preise strukturell steigen, könnte sie 2024 Einfluss auf die Zinsstrukturkurve nehmen.
  • Der nächste BoJ-Gouverneur, der im April 2023 das Ruder übernimmt, könnte aber eine Veränderung einleiten.

Die Erholung setzt sich wohl fort

Die japanische Wirtschaft scheint sich weiter zu erholen. Günstig für das Wachstum waren wohl die verzögerte Wiederöffnung nach der Pandemie und der wieder anlaufende Tourismus. Die Grenzen sind mittlerweile auch wieder für Reisende aus Übersee offen. Gebremst wird die gute Wachstumsdynamik durch die nachlassende Auslandsnachfrage. Wir erwarten Rezessionen in Europa und den USA und gehen davon aus, dass die chinesische Wirtschaft 2023 unter Trend wächst.  Aus unserer Sicht wird Japan 2024 wieder so stark wachsen wie vor der Pandemie (Abbildung 10). Für 2022, 2023 und 2024 erwarten wir BIP-Wachstumsraten von 1,6%, 1,7% und 1,3%. Die Konsenserwartungen liegen bei 1,5%, 1,3% und 1,1%.

Das Wachstum zieht weiter an
Quellen: Refinitiv und AXA IM Research, 25. November 2022

Die hohe Inflation wird allmählich zurückgehen, aber der Preisdruck steigt

Die Inflation dürfte auf absehbare Zeit über den von der BoJ angestrebten 2% liegen, wobei der schwache Yen den Inflationsdruck weiter erhöht. Der Kernverbraucherpreisindex (CPI), der nur frische Nahrungsmittel ausschließt, legt zu und dürfte in diesem Quartal seinen Höchststand erreichen. Durch staatliche Energiesubventionen dürfte der Inflationsanstieg 2023 begrenzt werden. Danach wird die Inflation aus unserer Sicht 2024 wieder zurückgehen, aber die Unternehmen sind zunehmend bereit, höhere Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Das wiederum könnte die Inflation an einem Rückgang hindern.  Für die Jahre 2022, 2023 und 2024 rechnen wir mit 2,4%, 2,1% und 1,3% Inflation. Die Konsenserwartungen liegen bei 2,3%, 1,6% und 1,0%. Die Inflation dürfte also am Ende wieder unter dem von der BoJ angestrebten Wert legen. Der Anstieg in letzter Zeit ist lediglich auf den extremen Preisdruck von außen zurückzuführen und fällt erheblich geringer aus als in allen anderen Ländern weltweit.

Die Lohndynamik in Japan scheint sich zu verbessern, aber eine strukturelle Veränderung ist noch nicht zu sehen. Hier wird es auf die Lohnverhandlungen im Frühjahr ankommen. Japans größter Gewerkschaftsbund Rengo hat bestätigt, insgesamt 5% mehr Lohn zu fordern, wird das aber am Ende wohl nicht durchsetzen können. 2022 hatte Rengo 4% gefordert und 2,2% erhalten.

BoJ: Die letzte aller Tauben

Nach wie vor will die BoJ ihre ultraexpansive Geldpolitik erst dann straffen, wenn die Löhne steigen. Das war immer die Einstellung von Haruhiko Kuroda, aber unter einem neuen Gouverneur, der im April 2023 ernannt werden wird, könnte sich das ändern. Als Nachfolger werden der stellvertretende Gouverneur Masayoshi Amamiya sowie der frühere stellvertretende Gouverneur Hiroshi Nakaso gehandelt. Nakaso gilt weithin als Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik, und seine Ernennung würde das Risiko einer geldpolitischen Wende ab dem 3. Quartal 2023, also nach den Tarifverhandlungen im Frühjahr, erhöhen. Wir gehen noch immer nicht davon aus, dass Japan innerhalb unseres Prognosezeitraums dauerhaft 2% Inflation erreichen kann. Aber aus unserer Sicht wird die BoJ unter dem Nachfolger Kurodas die extrem expansive Zinsstrukturkurvensteuerung anpassen und sich dabei an der dann herrschenden Inflation, den veränderten Erwartungen und allmählichen Lohnerhöhungen orientieren.

Dies wird aber vermutlich nicht vor den Lohnverhandlungen im Frühjahr 2023 erfolgen. Eine schwächere Weltwirtschaft könnte die BoJ allerdings zu einem vorsichtigeren Vorgehen veranlassen, sodass die Geldpolitik vielleicht erst Anfang 2024 gestrafft wird, wenn sich die außenwirtschaftlichen Bedingungen verbessern. Zudem gehen wir davon aus, dass die BoJ klare Belege dafür abwartet, dass die Inflation tatsächlich steigt, und sicher sein möchte, dass die Kerninflation auch dann weiter über ihrem früheren Niveau liegt, wenn der Energieschock nachlässt.  Wir gehen davon aus, dass die BoJ Anfang 2024 ihre Zielspanne für die Zehnjahresrendite von etwa -0,25% bis +0,25% auf -0,40% bis +0,40% anhebt. Aber dieser Schritt wird wohlbedacht werden, sodass aus unserer Sicht durchaus die Möglichkeit besteht, dass die BoJ bis Ende 2024 an ihrer aktuellen Zinspolitik festhält.

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