Fed-Protokoll warnt vor ‚Fehlinterpretation‘, IWF erwartet Rezession für ein Drittel der Weltwirtschaft
Alles Wichtige auf einen Blick
Wie dem Protokoll der Dezembersitzung des Offenmarktausschusses der Fed zu entnehmen war, wird die US-Notenbank ihre Zinsen noch für geraume Zeit auf einem hohen Niveau belassen, um die Inflation zu bekämpfen. Die Währungshüter haben sich zwar darauf verständigt, das Tempo der Erhöhungen zu drosseln, wiesen aber auch darauf hin, dass eine Verlangsamung nicht mit einem stetigen Rückgang gleichzusetzen sei. Überdies würde eine „Fehlinterpretation der Absichten der Zentralbank durch die Öffentlichkeit die Bemühungen des Ausschusses zur Wiederherstellung der Preisstabilität erschweren“. Zudem betonte die Fed, dass geldpolitische Entscheidungen flexibel bleiben müssten, fügte jedoch hinzu, dass der reale BIP-Zuwachs noch für „längere Zeit“ hinter dem Trend zurückbleiben müsse, um den Preisauftrieb einzudämmen.
Nachrichten aus aller Welt
Die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass 2023 „ein Drittel der Weltwirtschaft“ in die Rezession abgleiten wird. In der Nachrichtensendung Face the Nation des US-Senders CBS erklärte Kristalina Georgiewa, sie erwarte, dass dieses Jahr „härter“ würde als das zurückliegende, weil sich die Wirtschaft sowohl in Europa als auch in den USA und in China abkühlt. Georgiewa warnte, dass das chinesische Wachstum erstmals seit 40 Jahren allenfalls dem weltweiten Durchschnitt entsprechen dürfte, da die Corona-Infektionszahlen durch das Ende der rigorosen Null-Covid-Politik erheblich steigen. Im Oktober hatte der IWF seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum 2023 auf 2,7% korrigiert, nachdem er im Juli noch mit 2,9% gerechnet hatte. Er verwies darauf, dass die hartnäckige Inflation, die steigenden Zinsen und die Ukraine-Krise das Rezessionsrisiko erhöhen.
Zahl im Fokus: 9,2%
Wie aus am Freitag veröffentlichten Daten hervorgeht, ist die jährliche Eurorauminflation von 10,1% im November auf 9,2% im Dezember zurückgegangen – stärker als von den Märkten erwartet. Allerdings legte die Kernrate (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex), die im November um 5% gestiegen war, im letzten Monat des Jahres um 5,2% zu. Für die Europäische Zentralbank dürfte demnach die Inflation weiter die größte Herausforderung sein. Zugleich hat sich die Wirtschaft im Dezember belebt, was auf die niedrigere Inflation, den robusten Arbeitsmarkt und die Stabilisierung des Geschäftsklimas zurückzuführen war. Der Euroraum-Gesamteinkaufsmanagerindex stieg von 47,8 im November auf zuletzt 49,3 Punkte. Damit fiel er zwar besser aus als ursprünglich erwartet, lag aber nach wie vor unter der 50-Punkte-Marke, was auf eine Kontraktion hindeutet.
Wissenswert:
Januar-Barometer: Die Vorstellung, dass die Entwicklung der Aktienmärkte und insbesondere des S&P 500 im ersten Monat eines Jahres Rückschlüsse auf die verbleibenden elf Monate erlaubt. Diese Theorie wurde erstmals in den frühen 1970ern aufgestellt und hat sich seitdem in Studien zu den Markterträgen im Zeitraum von siebzig Jahren im Großen und Ganzen bewahrheitet. Vermutet wird, dass ein Rückgang im Januar auf negative oder gleichbleibende Erträge im Gesamtjahr hindeutet, während steigende Kurse ein positives Aktienjahr erwarten lassen. Da Jahre mit einem insgesamt negativen Ergebnis jedoch selten sind, darf die Relevanz der Ergebnisse infrage gestellt werden. Untersuchungen zufolge waren die Prognosen seit 1940 rund 20-mal falsch negativ oder falsch positiv.
Das bringt die Woche
Am Montag erscheinen die Euroraum-Arbeitsmarkt. Der japanische Index der Frühindikatoren folgt am Mittwoch. Am Donnerstag geben die USA und China ihre Dezember-Inflationszahlen bekannt. Daten zur Euroraum-Industrieproduktion und zum deutschen Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr kommen am Freitag heraus. Nach einem Rückgang um 4,6% im Jahr 2020 hatte das deutsche Wirtschaftswachstum 2021 wieder um 2,6% zugelegt.
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