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Artenvielfalt und die Netto-Null: Hat die Energiewende ein reines Gewissen?


Um die Zukunft unseres Planeten, der Gesellschaft und der Wirtschaft zu sichern, setzt man immer mehr auf nachhaltigen Strom. Windkraft, Solarenergie und Biokraftstoffe sind wichtige erneuerbare Energiequellen, die noch dazu viele Länder unabhängiger von Energieimporten machen. Bislang waren sie zur Sicherung der Energieversorgung auf die Einfuhr fossiler Brennstoffe über Pipelines und Handelsverträge mit anderen Ländern angewiesen.

Zweifellos trägt der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien dazu bei, die so wichtige Netto-Null und andere Klimaziele zu erreichen. Man darf aber nicht übersehen, dass der Klimanotstand untrennbar mit dem Verlust an Artenvielfalt verbunden ist. Der Schutz von Natur und Tierwelt ist eines der zentralen Themen bei Investitionen in die biologische Vielfalt. Die Bedeutung des Naturkapitals, auch für die Wirtschaft, wird immer klarer erkannt.1 Auf der COP-15-Biodiversitätskonferenz im Jahr 2022 verständigte man sich auf internationale Ziele und Rahmenbedingungen. Unter anderem sollen bis 2030 mindestens 30% aller Land- und Meeresökosysteme unter Schutz gestellt werden.2 Mehr und mehr wird uns bewusst, dass wir unseren Planeten für künftige Generationen bewahren müssen – und dass Investoren deshalb ganzheitlicher denken und die Bedeutung von Naturkapital und Artenvielfalt bei Anlageentscheidungen berücksichtigen müssen. Wie aber können wir den wachsenden Bedarf an nachhaltigerer Energie mit einer möglichst geringen Nutzung der schon jetzt überbeanspruchten Natur in Einklang bringen? Diese Frage stellt sich vor allem bei Technologien mit einem großen Flächenbedarf, etwa bei Onshore-Windparks und Solarparks. Bei ihren Analysen müssen Investoren die Auswirkungen des Landbedarfs auf die Artenvielfalt berücksichtigen. Entscheidend ist der Nettoeffekt der nachhaltigen Energieerzeugung.

Für einen besseren Naturschutz als wichtiges Element der Energiewende tritt The Nature Conservancy ein. Einzelheiten dazu finden sich in ihren Power of Place Principles.3 Die Naturschutzorganisation ist sich des Problems bewusst: Einerseits ist Land endlich, und gefährdete Ökosysteme müssen geschützt werden, andererseits muss deutlich mehr erneuerbare Energie erzeugt werden, um die Netto-Null zu erreichen. Zum Glück kann man aber etwas tun. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Ziele unvereinbar. Dennoch ist die Nature Conservancy durchweg zuversichtlich, dass die Berücksichtigung von Naturschutzzielen schon bei Planungsbeginn, eine sorgfältige Standortwahl für Solar- und Windkraftanlagen sowie neue, naturfreundlichere Technologien dem Arten- und Klimaschutz zugleich dienen können. Tatsächlich ist es aber nicht einfach, den Bedarf an sauberer Energie mit dem Schutz der Artenvielfalt in Einklang zu bringen. Deshalb brauchen verantwortungsvolle Investoren unbedingt erstklassige Analysen und einschlägiges Know-how. Nötig sind Kompetenz und Erfahrung, um die vielversprechendsten Unternehmen zu finden.

Wie die jüngsten Entwicklungen in den USA zeigen, sind aber auch Regulierungen und Anreize wichtig, damit die Artenvielfalt nicht für den Ausbau erneuerbarer Energien geopfert wird. Der umfangreiche Inflation Reduction Act aus dem Jahr 2022 sieht zahlreiche Fördermaßnahmen für Haushalte und Unternehmen vor, um die Energiewende voranzubringen. Die sogenannten Energy Communities, frühere Bergbaukommunen, sollen umfangreiche Steueranreize erhalten, wenn sie bei der Umwandlung von Bergwerks- und Kraftwerksstandorten in Standorte für erneuerbare Energien so wenig zusätzliches Land wie möglich in Anspruch nehmen.4 In den Genuss der Förderung kommen auch andere Gemeinden mit engen Verbindungen zur fossilen Energie. Ziel sind Veränderungen auch in Regionen, für die fossile Energie stets wichtig war und die daran festhalten wollen.

Auch für Solarpanels auf amerikanischen Wohnhäusern spielen finanzielle Anreize eine wichtige Rolle. Schon 2021 wurden 34% mehr Solarpanels installiert als im Vorjahr. Der Inflation Reduction Act sieht eine 30-prozentige Steuergutschrift vor, um die Anfangsinvestitionen erschwinglicher zu machen. Schon jetzt sieht man, dass immer mehr Verbraucher auf den Energiepreisanstieg infolge von Lieferstörungen und weltpolitischen Spannungen reagieren.5 Nach einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2022 gaben 92% der Haushalte, die Solarpanels installieren wollen (oder es bereits getan haben), finanzielle Gründe an. Der zweitwichtigste Grund, Umweltschutz, folgt mit 81% knapp dahinter. Für die Zukunft verspricht das Gutes. Auch wenn Verbraucher primär aus wirtschaftlichen Gründen etwas für die Energiewende tun, nützt es am Ende der Umwelt. Außerdem wird kein zusätzliches Land benötigt, was ebenfalls gut ist und die Nutzung von Solarenergie weiter fördern könnte. So würde kurz- bis mittelfristig mehr erneuerbare Energie erzeugt. Hinzu kommt, dass immer mehr junge Menschen, die Hauseigentümer von morgen, die Bedeutung erneuerbarer Energien erkennen.6

Die Begeisterung für den Ausbau erneuerbarer Energien ist lobenswert und keinesfalls selbstverständlich. Wichtig ist aber eine ganzheitliche Perspektive, die die langfristigen Interessen aller Stakeholder berücksichtigt.

Nach der Studie der Nature Conservancy gibt es kein Allheilmittel für derart komplexe und einzigartige Herausforderungen. Investoren müssen alle Risiken und Chancen sorgfältig prüfen, sodass sie mit ihren Anlagen maximale Wirkung erzielen können – bei der Förderung der Energiewende sowie dem Schutz und der Wiederherstellung der Artenvielfalt. Nur dann können wir uns sicher sein, dass verantwortungsvolle Finanzanlagen unseren Kunden und unserem Planeten gleichermaßen nutzen.

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