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Nachhaltigkeit

Was können Investoren gegen die Plastikberge tun?


Plastik und Plastikmüll haben dramatische Auswirkungen auf unseren Planeten. Zusammengenommen ist das Plastik in unserer Umwelt heute mehr als doppelt so schwer wie die Gesamtheit aller lebenden Säugetiere. Und es wird nicht so bald verrotten: Etwa 80% des jemals produzierten Plastiks existiert noch immer – in unseren Städten, auf dem Land und in den Meeren.1

Für Regierungen ist dies ein gewaltiges Problem und für Investoren ein heikles Thema. Aber zumindest wird es ernst genommen: 2017 erklärten die Vereinten Nationen dem Plastik in den Ozeanen den Krieg („War on Ocean Plastic“), und das ist keine Überraschung. Wenn sich nichts ändert, dürfte die Menge an Plastikmüll, die in das Meeres-Ökosystem gerät, bis 2023 jedes Jahr um etwa 53 Millionen Tonnen zunehmen. Das ist etwa doppelt so viel wie 2016.2 Für 2018 wurden die weltweiten Kosten der Meeresverschmutzung durch Plastik – einschließlich der Auswirkungen auf Tourismus, Fischerei und Aquakulturen sowie der Reinigungsmaßnahmen – auf 6 bis 19 Millionen US-Dollar geschätzt. Bis 2040 könnten Unternehmen weltweit jährlich Schäden in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar entstehen.3

Aus unserer Sicht werden die nächsten Jahre für die Verringerung der Plastikverschmutzung von entscheidender Bedeutung sein. Im März 2022 verabschiedeten die Vereinten Nationen die erste weltweite Vereinbarung zu Plastikmüll. Sie soll die Verschmutzung der Erde mit Plastik beenden. 2024 soll ein internationales rechtsverbindliches Abkommen geschlossen werden.4 Etwa 175 Länder haben diese bahnbrechende Vereinbarung unterzeichnet, die die gesamte Plastik-Wertschöpfungskette und ihre Folgen für Menschen und Natur betrifft.5 Sehr bald dürfte das auch Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Für Investoren kann das eine Chance sein.

Bei den Veränderungen der von Plastik abhängigen Volkswirtschaften stehen vor allem die Unternehmen in der Pflicht. Nach einer umfassenden Analyse des Pew Research Center6 aus dem Jahr 2020 dürfte der Wandel tiefgreifend sein. 600 Milliarden, wenn nicht bis zu 1,2 Billionen US-Dollar (nach Schätzungen des World Economic Forum) müssten in die Veränderung des weltweiten Plastikkreislaufs investiert werden, um im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft Plastik wiederzuverwenden und zu recyceln. Hinzu kommen kleinere Neuerungen wie Bioplastik.

Pew schätzt, dass die Plastikneuverschmutzung durch die vorgeschlagenen umfassenden Maßnahmen in den nächsten 20 Jahren um 80% verringert werden kann. Es ist Zeit zu handeln. Um wirklich etwas zu bewirken, muss man die ESG-Risiken der Plastikverschmutzung klar benennen, aber auch mögliche Effizienzgewinne identifizieren und Alternativen zu konventionellem Plastik fördern. Hier kommen die Investoren ins Spiel. Auch sie könnten von diesem für eine nachhaltigere Wirtschaft so wichtigen Thema profitieren.

Im Fokus

1. Ölpreise und Plastik

Rohöl ist ein wichtiger Rohstoff für die Kohlenstoffverbindungen, aus denen unter anderem Plastikwaren hergestellt werden. Wenn sich der Ölpreis ändert, hat das also Auswirkungen auf deren Preis. Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass mehr als ein Drittel der zusätzlichen Ölnachfrage bis 2030 auf die Petrochemie entfällt, während ansonsten weniger Öl verbraucht wird. Man schätzt, dass allein in den USA jedes Jahr etwa 12 Millionen Barrel Rohöl für die Herstellung von Plastiktüten benötigt werden.

Gefährdete Branchen

Nach einer aktuellen Studie von J.P. Morgan können steigende Ölpreise – und damit auch steigende Preise für Raffinerieprodukte und Plastik – enorme Auswirkungen auf die Gewinne von Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren haben. Dazu zählen auch die Lebensmittel- und Getränkeherstellung sowie der Automobilsektor. J.P. Morgan schätzt, dass etwa 50% aller Autoteile aus Plastik bestehen.

 

Den ESG-Fußabdruck von Plastik verstehen

Plastik und Klima: Das meiste Plastik wird aus Kohlenwasserstoffen wie Ethylen und Propylen hergestellt, die wiederum aus Erdöl und Erdgas gewonnen werden. Beim CO2-Fußabdruck von Plastik muss man also die Förderung und den Transport von Öl und Gas ebenso berücksichtigen wie die eigentliche Herstellung. Nach Angaben des World Wildlife Fund werden 4% des weltweit geförderten Rohöls für die Plastikproduktion verwendet, und weitere 4% werden bei der Raffinierung verbrannt.7 Wenn weltweit mehr Plastik genutzt wird, steigt die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen. Das beschleunigt den Klimawandel massiv.

Im Fokus

2. Eine neue Art von CO2-Zertifikaten und Plastikkompensation

In Europa erhielten Plastikrecycler zuletzt CO2-Gutschriften für die eingesparten Emissionen, schreiben die Analysten von Barclays. Manche Unternehmen können in großem Umfang CO2-Kompensationszertifikate ausgeben, weil sie Polyethylenterephthalat (PET) recyceln. Dieses Plastik wird oft für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen verwendet.

Die Frage ist, ob das PET-Recycling dadurch effizienter wird als durch eine „klassische“ Kompensation mit Anreizen für die Reinigung der Umwelt von Plastikmüll. An einem funktionierenden und reifen CO2-Markt kann es für Unternehmen interessant sein, Kompensationszertifikate zu kaufen, die durch das PET-Recycling entstehen. Das kann eine ergänzende Lösung sein. Wir müssen aber dafür sorgen, dass durch diese Form der Plastikkompensation wirklich weniger Plastik aus Öl und Gas hergestellt wird – und sie nicht nur einen weiteren Anstieg der Plastiknachfrage ausgleicht.

 

Plastik und Artenvielfalt: AXA IM hat bereits auf die Folgen der Plastikverschmutzung für Flora und Fauna hingewiesen. Neben anderen alarmierenden Fakten zeigen Recherchen des Europäischen Parlaments, dass bis 2050 das in den Meeren treibende Plastik zusammen schwerer sein dürfte als alle in den Meeren lebenden Fische. Nach dem Second World Ocean Assessment der UN entfallen etwa 80% des in den Meeren treibenden Unrats auf Plastik. Man schätzt, dass die Flüsse jedes Jahr 1,15 bis 2,41 Millionen Tonnen zusätzliches Plastik in die Ozeane befördern. In der Studie heißt es auch, dass in über 1.400 verschiedenen Meereslebewesen Plastik nachgewiesen wurde.

Hinzu kommt, dass der natürliche Abbau von Plastik extrem lange dauert. Auf Mülldeponien können dazu bis zu 1.000 Jahre nötig sein. Dabei geraten potenziell giftige Substanzen ins Erdreich und in die Flüsse, sodass Plastik den Ökosystemen langfristig massiv schadet – an Land, in Flüssen und in Ozeanen. Das bleibt auch nicht ohne Folgen für die Artenvielfalt.8 9

Plastik und öffentliche Gesundheit: Plastik wird nicht nur von Meereslebewesen aufgenommen. Einer Untersuchung zufolge nehmen Menschen jede Woche im Schnitt 5g Plastik zu sich, was dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht.10 Manche Studien haben gezeigt, dass selbst in Flaschen abgefülltes Wasser sowie Fisch für den menschlichen Verzehr Mikroplastik enthalten. Die möglichen Folgen sind noch nicht umfassend bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb dazu aufgerufen, die Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit zu analysieren.11 Die Studien laufen noch. Eine bereits veröffentlichte größere Untersuchung kommt aber zu dem Schluss, dass jedes Jahr schätzungsweise 400.000 bis 1 Million Menschen in den Entwicklungsländern an den Folgen des Plastikmülls sterben.12 Das zeigt, weshalb Plastikverschmutzung auch viel mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat. Plastikverschmutzung hat Auswirkungen auf gefährdete Gruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Förderung fossiler Brennstoffe bis zum Wasser- und Lebensmittelkonsum.

Im Fokus

3. Einwegplastik

Heute erzeugen wir jedes Jahr etwa 400 Millionen Tonnen Plastikmüll. Das entspricht etwa dem Gewicht aller Menschen zusammen. Von den 7 Milliarden Tonnen Plastikmüll, die weltweit bislang angefallen sind, wurden weniger als 10% recycelt. Studien zufolge sind mindestens 40% des jedes Jahr verwendeten Plastiks Einwegplastik.

Etwa 70% des Mülls an europäischen Stränden entfällt auf die zehn gängigsten Einwegplastikgegenstände: Wattestäbchen, Plastikbesteck, Plastikteller, Strohhalme etc., Ballons und Ballonstäbe, Lebensmittelverpackungen, Becher, Getränkeverpackungen, Zigarettenkippen, Plastiktüten, Verpackungen und Folien, Feuchttücher und Sanitärartikel.

 

Wo liegen die Chancen?

Aus Investorensicht haben wir es hier mit ESG-Risiken zu tun. Es gibt Parallelen zum Klimawandel, aber auch Unterschiede. Regierungen und internationale Organisationen haben erkannt, wie dringend gehandelt werden muss. Ebenso sicher ist, dass erhebliche Ressourcen und weltweiter Anstrengungen nötig sind, um die Herstellung von Plastik zu begrenzen - vor allem von Einwegplastik - und das Recycling zu forcieren. Der Statt kann hier Schrittmacher sein, aber der private Sektor muss die Entwicklung am Laufen halten.13

Unternehmen können mit vielerlei Maßnahmen die Nutzung von Plastik verringern. Wenn davon umfassender Gebrauch gemacht wird, lässt sich die Abhängigkeit eines Sektors von Plastik verringern. Wir haben drei wichtige Handlungsmöglichkeiten identifiziert, die bei einer umfassenden Anwendung in unterschiedlichen Branchen entlang der Plastikwertschöpfungskette für systemische Veränderungen beitragen könnten.

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Echter systemischer Fortschritt erfordert eine geringere Nutzung von Plastik und Effizienzverbesserungen. Aber das ist nicht einfach. Für Investoren kann aber auch das Plastikrecycling eine Chance sein. Einer Studie zufolge werden nur etwa 9% des Plastiks weltweit wiederverwendet. Hier ist noch sehr viel zu tun, und vielleicht können viele Unternehmen hier viel verdienen. Recycling ist ein komplexer Prozess. Er besteht aus einer Reihe von Schritten, von der Materialauswahl und dem Produktdesign über eine funktionierende und verantwortliche Entsorgung (sammeln, transportieren, verarbeiten) bis zur Wiederverwendung für neue Produkte. Jeder dieser Schritte kann eine Chance für Unternehmen sein. Sie können mehr Plastik einsammeln und sortieren und das Recycling verbessern, sodass auch komplexeres Plastik wiederverwendet werden kann. Ein effizientes Plastikrecycling ist entscheidend, damit Plastik ein wertvoller Rohstoff ist. Nur dann ist eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft für Plastik möglich.

Im Fokus

4. Plastikregulierung

Europa, Indien, Südkorea und China zählen zu den ersten großen Ländern, die beginnen, Einwegplastik zu verbieten. Die EU-Einwegplastik-Direktive hat zum Ziel, „die negativen Auswirkungen bestimmter Plastikprodukte auf Umwelt und menschliche Gesundheit zu verringern oder ganz zu beseitigen“. Außerdem soll sie den Übergang zur Kreislaufwirtschaft fördern.

Das französische Abfallverringerungsgesetz betont einmal mehr das Verursacherprinzip. Außerdem schafft es neue Instrumente, um Umweltschädigungen leichter erkennen und sanktionieren zu können und Unternehmen bei Umweltinitiativen zu unterstützen.

Der Entwurf zur EU-Taxonomie weist darauf hin, dass das meiste Plastik in der EU für Verpackungen verwendet wird und sie auch den größten Anteil am Plastikmüll haben. Der Entwurf befasst sich daher konkret mit der Herstellung von Plastikverpackungen. Hier werden klare Kriterien für eine Kreislaufwirtschaft genannt (Recycling- oder Bioplastik). Auch sollen Plastikverpackungen so beschaffen sein, dass sie wiederverwendet oder recycelt werden können.

 

Die Ellen MacArthur Foundation, eine von Wohltätigkeitsorganisationen, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen finanzierte NGO, hat eine Vision für eine Plastik-Kreislaufwirtschaft entwickelt. Sie soll zeigen, dass Veränderungen möglich sind. Grundidee ist, dass alle von uns genutzten Plastikgegenstände im Wirtschaftskreislauf bleiben und nicht in die Umwelt geraten sollen, sodass Plastik letztlich endlos wiederverwendet wird. Gebrauchtes Plastik würde dann als Rohstoff in die Wirtschaft zurückkehren und könnte nachhaltig genutzt werden. Plastik hätte dann seinen Platz neben den immer neuen Plastikalternativen, die gerade entwickelt werden. So lässt sich die Plastikherstellung wie erhofft weiter verringern.14

Vom Plastikmüll zu einer neuen Plastikwirtschaft

Die Nachfrage der Industrie nach Alternativen zu neuem Plastik steigt.15 Die Hersteller verpackter Konsumgüter setzen sich immer ehrgeizigere Ziele. Sie wollen mehr recyceltes Plastik oder Plastikalternativen verwenden, das Recycling forcieren und den Verpackungsmüll verringern. Eine Gruppe von Unternehmen, auf die zusammen etwa 20% aller weltweit hergestellten Plastikverpackungen entfallen, haben sich Ziele zur Verringerung der Nutzung von neuem Plastik gesetzt. Das ist Teil einer Initiative der Ellen MacArthur Foundation und des UN-Umweltprogramms.16 Stakeholder, einschließlich verantwortlicher Investoren, drängen die Unternehmen, sich mehr mit den Umweltfolgen ihrer Produkte auseinanderzusetzen. Zugleich machen sie Vorgaben zur Berichterstattung über die indirekten Scope-3-Treibhausgasemissionen und die Maßnahmen zu ihrer Verringerung. Bemerkenswert ist, dass die Unternehmen die so wichtigen Scope-3-Emissionen unterschiedlich handhaben.17 Immer mehr große Konsumgüterhersteller unterzeichnen Liefervereinbarungen mit Dienstleistern für die Kreislaufwirtschaft, etwa mit Unternehmen, die selbst Plastik recyceln und über entsprechende Technologien verfügen.

Von den fast 7,6 Milliarden Tonnen Plastikmüll, die wir weltweit seit 1950 produziert haben, befinden sich über 6 Milliarden Tonnen auf Deponien oder in der Umwelt. Der Plastikmüll bleibt ein in hohem Maße ungenutzter Rohstoff. Gerade einmal 9% des gesamten jemals produzierten Plastiks wurden bisher recycelt.18 Es gibt allerdings einige erfreuliche Entwicklungen: Plastikmüll wird immer mehr zu einem Rohstoff. Das kann uns helfen, das massive Verschmutzungsproblem zu lösen. Es ist wirtschaftlich einfach nicht sinnvoll, einen potenziell wertvollen Rohstoff wegzuwerfen.

Viele Beteiligte an der Wertschöpfungskette nehmen Einfluss auf die Plastikwirtschaft. In manchen Ländern wird versucht, durch Vorschriften und Steuern auf Neuplastik Anreize für das Recycling zu schaffen und Alternativen zu fördern.19 Das EU-Plastiksteuersystem dürfte für Veränderungen sorgen.20 Viele Länder, darunter Frankreich, haben lange Zeit Müll in Entwicklungsländer exportiert. Wenn Plastikmüll aber zu einem Rohstoff wird, dürfte mehr davon im Land selbst recycelt werden, sodass Plastikmüll kein Abfall mehr ist, sondern ein wichtiger Rohstoff. Damit das funktioniert und wir wirklich eine Kreislaufwirtschaft erreichen, muss aber deutlich mehr Plastik eingesammelt und recycelt werden. Das setzt entsprechende Kapazitäten voraus, die demnach drastisch zunehmen müssen.

Im Fokus

5. Plastikrecycling als wichtige Chance

Nach Schätzungen der Ellen MacArthur Foundation kann eine Kreislaufwirtschaft für Plastik bis 2040

  • die Menge an Plastik, die jährlich in die Ozeane gerät, um 80% senken,
  • die Treibhausgasemissionen um 25% senken,
  • jedes Jahr 200 Milliarden US-Dollar einsparen,
  • netto 700.000 neue Stellen schaffen.

Die Abfallmanagementbranche dürfte auch in Zukunft Kapital benötigen, um lokale Kapazitäten aufzubauen und das Plastikrecycling effizienter zu machen. Die gängigsten Methoden werden auch weiterhin das Einsammeln und das klassische Recycling bleiben. Es gibt aber auch positive Entwicklungen bei chemischen Verfahren und alternativen Methoden wie dem Recycling mittels Enzymen.21 Die hieran beteiligten Unternehmen versuchen jetzt, Kapazitäten aufzubauen und ihre Technologien marktfähig zu machen, sobald das technisch möglich ist. Hinzu kommen erste Entwicklungen bei Technologien, die Abfälle in Treibstoffe umwandeln. Verflüssigtes Altplastik kann eine Alternative zu Rohöl werden, und aus Plastikmüll lässt sich dann vielleicht Wasserstoff gewinnen. Die derzeitigen chemischen Recyclingprozesse erfordern aber sehr hohe Temperaturen und damit sehr viel Energie, sodass sie noch teuer und ineffizient sind.

Weil Plastikmüll ein weltweites Problem ist, ist das Interesse an alternativen Materialien gestiegen. Aluminium und Glas, zwei der am häufigsten recycelten Stoffe, werden immer öfter genutzt. Diese Stoffe haben Vorteile, aber auch Schwächen. Auch hier wird an einer Verbesserung des Recyclings gearbeitet. Wenn man neues Glas aus Altglas herstellt, braucht man sehr viel weniger Energie für die Schmelze. Glashersteller können so ihre Scope-1-Treibhausgasemissionen verringern und gleich­zeitig durch einen niedrigeren Energieverbrauch ihre Kosten senken. Im Verpackungsbereich werden Innovationen bei Papier- und Pappprodukten sowie bei Bioplastik zu Alternativen. Manche Alternativen, vor allem Bioplastik, haben aber eigene Schwächen:

  • Bioplastik lässt sich aus vielerlei Ausgangsmaterialien produzieren – und aus Bioplastik wiederum Verpackungen, Beschichtungen, Harze, Medizinprodukte und vieles mehr. Bioplastik zeichnet sich durch natürliche und erneuerbare Ausgangsstoffe aus. Manche Arten von Bioplastik können eine ähnliche Qualität und Schutzwirkung haben wie gängige PET-Kunststoffe auf fossiler Basis. Wenn aber deutlich mehr neues Bioplastik produziert wird, kann das zu einer verstärkten Inanspruchnahme von Land und Wasser führen.
  • Manche Bioplastikhersteller sprechen von einer optimierten Zersetzung ihrer Produkte. Es gibt unterschiedliche Lösungen. Manche Arten von Bioplastik können mittels industrieller Kompostierung zersetzt werden, andere bei den Nutzern selbst. Bisweilen ist sogar eine sehr viel schnellere Zersetzung in der Natur möglich als bei ölbasiertem Plastik. Diese Unterschiede sorgen aber für große Herausforderungen. Man muss mit Bioplastik richtig umgehen. Bislang wurde es nur selten recycelt. Bioplastik braucht eine spezifische Umgebung mit bestimmten Bedingungen, um effizient zersetzt zu werden. Der Umgang mit Bioplastikmüll muss noch weiterentwickelt werden.

Und doch arbeiten Unternehmen daran, das Zersetzungstempo und das Recycling zu beschleunigen und alternative natürliche Ausgangsmaterialien zu verwenden (Zwischenfrüchte, Biomasseabfälle und Stärke). Da die Nachfrage nach solchen Lösungen wächst,22 rechnen wir mit Chancen für Investoren. Sie können dazu beitragen, die internationale Plastikwirtschaft zu verändern. Das ist auch dringend nötig.

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