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Nachhaltigkeit

Wir müssen reden – über die Glaubwürdigkeit von Assetmanagern beim Thema ESG


Im Überblick:

  • Nachhaltigkeitsversprechen stoßen oft auf Skepsis. Man fürchtet Greenwashing.
  • Assetmanager sollten hier transparenter sein, damit sich das ändert.
  • Dann dürfte auch das Engagement bei Portfoliounternehmen mehr Erfolg haben, sodass die Klimaziele schneller erreicht werden.

Verantwortungsbewusste Assetmanager geben es nur ungern zu, aber manch­mal haben sie ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Das hat auch damit zu tun, dass sie bisweilen nicht offen genug über ihre Aktivitäten informieren, über das Was, das Wie und das Warum.

Ein gutes Beispiel ist Greenwashing. Auch wenn das Thema in aller Munde ist, finden sich dafür bei Assetmanagern nur wenige eklatante Beispiele. Meist richtet sich die Kritik nur dagegen, dass ESG-Faktoren – Umwelt, Soziales und Governance – subjektiv sind und man sich uneins ist, was eine nachhaltige Anlage ausmacht.

Niemand bezweifelt, dass dies ein schwieriges Thema ist, das einer Lösung bedarf. Deshalb wollen die Aufsichtsbehörden Fondsklassifikationen, Informationspflichten und Ratingsysteme strenger regulieren. Sie wollen verhindern, dass Anleger Fonds kaufen, die nicht ihren Erwartungen entsprechen.

Dennoch muss man sich fragen, ob die Medienpräsenz von Greenwashing gerechtfertigt ist. Wenn es meistens um die Angst davor und nur selten um konkrete Beweise geht, kann die Antwort eigentlich nur ein Nein sein.

Warum aber ist das Thema dann so präsent? Liegt es einfach nur daran, dass die Aufsichtsbehörden so viel tun, um Greenwashing-Risiken zu verringern? Oder hängt es auch damit zusammen, dass die Nachhaltigkeitsversprechen der Assetmanager immer häufiger bezweifelt werden?

Den Spiegel vorhalten

Sonnenlicht desinfiziert, sagt man in den USA. Assetmanager müssen zugeben, dass ihre Transparenz zu wünschen übrig lässt. Das macht misstrauisch. Wenn Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Anlagethema wird, sollten Assetmanager hier offener sein und so zu echtem Wandel beitragen.

Vollständigere Informationen für Anleger sollten selbstverständlich dazugehören. Man muss aber auch daran arbeiten, dass die Praxis verantwortungsbewusster Assetmanager nicht immer zu den Anforderungen an die Portfoliounternehmen passt.

Die meisten Assetmanager, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, verlangen heute von den Portfoliounternehmen klare und offene Informationen über ihre ESG-Strategien und ‑Richtlinien. Die meisten leisten das auch. Kunden und andere Stakeholder erwarten unter anderem, die CO2-Emissionen offenzulegen und zu senken. Das erleichtert das Engagement.

Dennoch gibt es eine Asymmetrie, die weitere Fortschritte behindern kann. Wenn etwa die Ziele der Unternehmen nicht ehrgeizig genug sind oder sie sich weigern, die Vergütung auch von ESG-Kriterien abhängig zu machen, können Assetmanager auf Hauptversammlungen gegen das Management stimmen (oder sogar ihre Aktien verkaufen).

Das Problem ist allerdings, dass die Assetmanager selbst diese Standards nicht immer zu erfüllen scheinen. Und sie werden dafür nicht sanktioniert. Das ist ein ernstes Problem, vor allem, wenn die verantwortungsbewussten Investoren selbst große Firmen mit vielen Mitarbeitern und einem großen CO2-Fußabdruck sind.

Veränderung tut not

Die meisten Assetmanager haben zugesagt, ihre CO2-Emissionen zu senken und auch andere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Net Zero Asset Managers Initiative (NZAMI) hat mittlerweile über 300 Unterzeichner. Sie will erreichen, dass sich die Branche zur Netto-Null verpflichtet.

Die NZAMI verlangt von Assetmanagern, über ihre Maßnahmen zu berichten und ihre Emissionsziele regelmäßig zu aktualisieren. Außerdem soll die Eigentümerverantwortung umfassend wahrgenommen werden. Aber keine Initiative allein kann etwas gegen die Diskrepanz zwischen Assetmanagern und Portfoliounternehmen tun. Deren Manager sagen es vielleicht nicht offen – aber sie könnten sich durchaus fragen, warum die Aktionäre gegen ihre Vergütungspakete auf die Barrikaden gehen, während über ihre eigenen überhaupt nicht gesprochen wird.

Auch deshalb berücksichtigt AXA IM bei der Vergütung seiner leitenden Manager jetzt ESG-Ziele. Wir glauben, dass eine auch davon abhängige Vergütung nicht nur zeigt, dass wir es ernst meinen, sondern auch eine wichtige Botschaft für die Portfoliounternehmen ist. Für sie ist es ein Signal, wenn Assetmanager selbst das tun, was sie von anderen verlangen – und auf gleiche Anreize setzen, um echte Veränderungen zu erreichen.

Wir glauben, dass dies den Dialog mit den Unternehmen entscheidend verbessern kann. Aber es könnte noch sehr viel mehr erreicht werden, wenn noch mehr Assetmanager die Vergütung ihrer Führungskräfte auch von ihren eigenen ESG-Richtlinien abhängig machen. Das würde nicht nur zu schnelleren Fortschritten führen, sondern auch verhindern, dass ESG-Ziele nicht ernst genommen werden. Ausreden der Portfoliounternehmen sind weniger glaubwürdig, wenn die Assetmanager auf ihre eigenen Verpflichtungen und Fortschritte verweisen können. Dann können sie belegen, dass ehrgeizige Ziele möglich und realistisch sind und dass ihre Verfehlung sanktioniert werden kann.

Möglichst keine Fehler

Letztlich geht es auch hier wieder um Transparenz. Wenn Assetmanager klar sagen, wie sie bestimmte Kriterien erfüllen wollen, und regelmäßig über Fortschritte berichten, kann das ihrem Engagement nur guttun. Und für die Portfoliounternehmen entfällt ein wichtiges Argument, mit dem sie mangelnden Ehrgeiz bei der Erfüllung der Ziele rechtfertigen.

Das ist wichtiger denn je, denn gerade erfuhren wir so drastisch wie nie zuvor, wie prekär die Lage der Welt ist. Die jüngste große Studie des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zeigt uns en détail, wie Treibhausgase die Erde verändern und dass das 1,5°-Ziel des Pariser Abkommens wohl überschritten wird.

Das Gute ist, dass die meisten Unternehmen trotz sehr hoher Inflation und erheblicher Marktvolatilität an ihren ESG-Plänen festhalten. Die Kritik an ESG in den USA ist zwar nicht schön, doch zeigt sich, dass Engagement in Verbindung mit neuen Vorschriften das Verhalten der Unternehmen zum Positiven verändert.

Es wird aber auch immer klarer, dass sehr viel mehr getan werden muss – und zwar schnell. Zur IPCC-Studie sagte UN-Generalsekretär António Guterres: „Unser Planet braucht Klimaschutz auf allen Ebenen: Alles, was möglich ist, überall, und zwar sofort.“ Als Unternehmen und Treuhänder von Kundenvermögen sollten Assetmanager ihn ernst nehmen und alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine Klimakatastrophe noch zu verhindern.

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