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Nachhaltigkeit

Engagement geht nicht über Nacht


Aktive Eigentümerverantwortung bedeutet, dass wir unsere Rechte und unseren Einfluss als Investor nutzen, um Portfoliounternehmen durch einen konstruktiven Dialog zu greifbaren Verbesserungen anzuhalten.

Oft ist es aber schwierig, diese Einflussnahme zu quantifizieren. Auch die Dauer des Engagements kann bisweilen überraschen.

Als langfristig ausgerichteter Investor können wir viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte, mit Portfoliounternehmen in Kontakt stehen. Wir sind unseren Kunden und Stakeholdern der Gesellschaft gegenüber verpflichtet. Deshalb müssen wir die Unternehmen, in deren Aktien und Anleihen wir investieren, kontrollieren und motivieren – um unser aller Interessen weit in die Zukunft zu wahren. 

Jedes Engagement verläuft anders. Wir legen vorab individuelle Ziele fest und erachten 24-36 Monate üblicherweise als angemessenen Zeitraum, um eine gewünschte Veränderung zu bewirken. Nicht eingerechnet ist die Zeit, um herauszufinden, welche Unternehmen wir zu welchen Themen ansprechen wollen.

Diese Ersteinschätzung entscheidet über den Erfolg des gesamten Prozesses. Für ein relevantes und erfolgreiches Engagement müssen wir die Situation des Unternehmens eingehend erfassen. Nur so können wir exakte Engagementziele festlegen, die mit unserem Anspruch und unseren Engagementprioritäten als Assetmanager im Einklang stehen und zugleich die spezifischen Anforderungen und Gegebenheiten des Emittenten berücksichtigen. Auf diese Ziele kommen wir während des gesamten Prozesses immer wieder zurück. Außerdem sind sie wesentlich, um Fortschritte zu messen und Engagementerfolge zu dokumentieren. In anderen Fällen sind sie außerdem die Entscheidungsgrundlage für Eskalationsschritte. 

Außenstehende sehen während dieser Zeit vielleicht kaum Fortschritte – vor allem im Vergleich zu Strategien, die bestimmte Unternehmen einfach ausschließen. Tatsächlich ist Engagement aber ein kontinuierlicher Prozess, der sich ständig weiterentwickelt und vom Endanleger meist unbemerkt bleibt.

Die Änderungen, die wir üblicherweise fordern, sind nicht über Nacht umsetzbar. Deshalb sind wir der Meinung, dass aktive Eigentümerverantwortung nur mit einem langfristigen Investmentansatz zusammengeht: Schon die Tatsache eines langfristigen Investments in bestimmte Unternehmen zeigt, dass man etwas verändern will.

Um einen Wandel voranzutreiben, ermitteln wir zunächst Probleme und sprechen das Unternehmen darauf an. Dies führt zu einer ersten Reaktion. Die Themen sind sehr vielfältig und reichen von der Boardstruktur bis zum aktuellen CO2-Ausstoß. Jedes Thema erfordert einen individuellen Ansatz.  

Diese Frühphase, in der wir Bewusstsein für das Thema schaffen, kann etwa drei bis sechs Monaten dauern. Anschließend folgen ein bis zwei Jahre Dialog und Initiativen – bis wir den Eindruck bekommen, eine angemessene Lösung erreicht zu haben.

Für Endanleger sind diese Ziele oft schwer zu quantifizieren. Jeder Mensch hat eigene Vorstellungen davon, was am wichtigsten ist. Wenn es aber gelingt, Unternehmen bei bestimmten Themen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, ist das ein Erfolg.

Als Investor streben wir nach einer „Win-Win-Situation“: höhere risikoadjustierte Erträge in Kombination mit weiter gefassten gesellschaftlichen und ökologischen Zielen wie von den SDGs definiert.

Dies lässt sich nicht durch ein einziges Treffen oder einen überzeugend formulierten Brief bewerkstelligen. Dazu braucht es kontinuierliche Bemühungen. Zunächst müssen wir ein Unternehmen für das Thema sensibilisieren, das wir als Anliegen verfolgen. Dann kontrollieren wir die Fortschritte: Welche Zwischenziele wurden festgelegt, was hat sich bislang getan (wesentliche und kleinere Änderungen), und erreichen wir auch höhere Ebenen der Nahrungskette des Unternehmens?

Beispielsweise haben wir bei dem spanischen Ölunternehmen Repsol ein positives Ergebnis erreicht. Wir bringen uns dort seit Jahren intensiv zu CO2-Emissionen ein – sowohl einzeln als auch in Gemeinschaftsinitiativen. Mittlerweile hat sich Repsol als erstes Öl- und Gasunternehmen der Welt zu dem ehrgeizigen Ziel verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Zudem wird gerade ein Dekarbonisierungspfad mit Zwischenzielen bis 2020 und 2040 erarbeitet.

Engagement verläuft jedoch nicht immer reibungslos. Manchmal reagieren die Unternehmen unbefriedigend oder zu langsam.

Dann müssen wir zu Eskalationsmechanismen greifen, um das Engagement voranzutreiben und die Erfolgschancen dafür zu maximieren.

Dafür gibt es viele Möglichkeiten, bevor wir als letzten Ausweg die Position verkaufen. Darüber hinaus glauben wir nicht, dass die Dauer unseres Engagements ein „Indikator für Misserfolg“ ist. Falls etwa eine Methode keine zufriedenstellenden Fortschritte bringt, wählen wir als Nächstes einen anderen Kanal für unser Engagement. Bei Bedarf setzen wir auf mehr Anregungen leitender Mitarbeiter, sprechen höhere Unternehmensebenen an oder arbeiten mit anderen Investoren zusammen, um mit vereinter Stimme zu sprechen.

Auch der Verkauf einer Position kann ein Mittel sein, um das Unternehmen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Wir scheuen nicht davor zurück.

Als aktiver Investor haben wir eine Reihe von Möglichkeiten zur Einflussnahme, um auf einen positiven Wandel zu drängen. Engagement ist ein systematischer, kontinuierlicher und rekursiver Prozess auf mehreren Ebenen. Aber es gibt kein Patentrezept dafür. Ein dauerhafter Wandel lässt sich nur durch klare Ziele, Durchhaltevermögen und Geduld erzielen.

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