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Nachhaltigkeit

Umweltfolgen verringern: Wie Investoren die Artenvielfalt schützen können


Im Überblick:

  • Menschliche Aktivitäten und der Klimawandel haben das Artensterben immer weiter beschleunigt.
  • Nachhaltige Landwirtschaft sowie Küsten- und Meeresschutz könnten das Artensterben verlangsamen.
  • Investitionen in Unternehmen, die sich ihrer Auswirkungen auf die Artenvielfalt stärker bewusst sind, können der Erde, aber auch den Anlegern nützen.

Immer deutlicher zeigt sich, wie sehr der Klimawandel der Erde, unserer Gesellschaft und auch der Wirtschaft schadet. Überschwemmungen und Dürren, extreme Temperaturen und zerstörerische Stürme lassen uns spüren, wie sich die Erderwärmung auf uns und unser Leben auswirkt. Auch die Finanzwelt hat diese existenziellen Bedrohungen schon lange erkannt. Tatsache ist, dass der Mensch für die Freisetzung von Treibhausgasen verantwortlich ist, die wiederum die Temperaturen steigen lassen und das Klima aus dem Gleichgewicht bringen.

Mit neuen Vorschriften, der Einflussnahme auf Verbraucher und entsprechenden Investitionen will man den Klimawandel bekämpfen, bevor es zu spät ist. Anleger wollen mehr in Unternehmen und Technologien investieren, die seine Folgen mindern und uns trotz Erderwärmung eine nachhaltige Zukunft ermöglichen. Investoren und Assetmanager wollen die CO2-Emissionen ihrer Portfolios senken und sicherstellen, dass die Portfoliounternehmen daran mitarbeiten – durch eine aussagekräftige Klimaberichterstattung und klare strategische Zielen.

Die menschlichen Aktivitäten und der Klimawandel haben außerdem zu einem immer größeren Artensterben geführt. Allerdings werden wir uns der Nachhaltigkeitsrisiken durch Landnutzung, Entwaldung, Bodenerosion und Wasserverschmutzung immer mehr bewusst. Das verändert allmählich auch unsere Anlagestrategien und das Verhalten der Unternehmen.

Risikomessung

Externe Effekte wie Artensterben lassen sich nicht so leicht monetär bewerten wie CO2-Emissionen. Wenn Unternehmen ihren Umweltfußabdruck nicht ernst nehmen, bekommen sie aber dennoch Schwierigkeiten mit Aufsichtsbehörden, Verbrauchern und Kapitalgebern. Immer mehr Investoren beurteilen den „Biodiversitäts-Fußabdruck“ eines Unternehmens anhand von Kennziffern, wie sie es bereits vom Klimafußabdruck gewohnt sind. Der ESG-Analyse (Umwelt, Soziales, Gover­nance) kann das nur guttun, und die Portfolioallokation dürfte sich stärker an den Auswirkungen auf die Artenvielfalt ausrichten.

Tatsache ist, dass das Artensterben ein beängstigendes Tempo angenommen hat. Wir müssen anders wirtschaften, damit es nicht noch sehr viel schlimmer kommt. Wirtschaftliche Aktivitäten haben entlang der gesamten Wertschöpfungskette Auswirkungen auf das Ökosystem. Land- und Ressourcennutzung können zu Artensterben führen, weil sie Ökosysteme stören und Tieren und Pflanzen ihren Lebensraum nehmen. Bisweilen droht ihnen sogar die Ausrottung.

Ressourcennutzung führt zwangsläufig zum Artensterben, vor allem, wenn Lebensräume durch Bergbau- und Förderaktivitäten zerstört werden. Schädlich sind auch der anfallende Abraum und der Transport der Rohstoffe zu den verschiedenen Abnehmern. Jede Art der Produktion verursacht Abfall – Umweltverschmutzung – und benötigt Energie. Die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen erfordert ebenfalls Ressourcen und die Produktion etwa von Verpackungsmaterial. Das schadet der Umwelt ebenso wie Konsum und Abfallentsorgung.

Was Anleger tun können

Weil Umweltrisiken besser erfasst werden, sich die Berichterstattung verbessert und die Wissenschaft immer mehr Risiken für die Artenvielfalt erkennt, können Investoren die Umweltfolgen wirtschaftlicher Aktivitäten besser verstehen. Umso leichter können sie ihr Kapital in Unternehmen investieren, die hier vorbildlich sind. Dafür gibt es Tausende von Beispielen, etwa eine pestizidfreie Landwirtschaft, die dem Nährstoffverlust in Böden entgegenwirkt, oder Firmen, die biologisch abbaubare und wiederverwendbare Verpackungen nutzen. Nicht nur die erneuerbaren Energien machen Fortschritte. Auch in anderen Bereichen entstehen Technologien, die nicht nur der Umwelt weniger schaden, sondern auch kostengünstiger sind. Unternehmen, die sie nutzen, profitieren dann von Skaleneffekten.

Wenn Bäume gefällt werden, um Weideland zu gewinnen, wenn auf der grünen Wiese ein Gebäude entsteht oder wenn Flüsse verschmutzt werden, schadet das der Artenvielfalt – jedes einzelne Mal. Diese Verluste bedrohen Leben. Wenn Wälder abgeholzt werden, schadet das der CO2-Bilanz, und wenn die Bodenqualität sinkt, fallen die Ernteerträge. Wenn Nitrate von Feldern in Flüsse geschwemmt werden, läuft das ökologische Gleichgewicht oft aus dem Ruder. Aber Pflanzen wie Tiere sind auf ein solches Gleichgewicht angewiesen, und außerdem wird unser Trinkwasser verschmutzt. Veränderungen von Lebensräumen, sodass sich invasive Arten ausbreiten, können Nutzpflanzen und Ernteerträgen schaden.

Dabei können wir es doch besser. Wir können die Umweltfolgen wirtschaftlicher Aktivitäten verringern und Lebensräume schützen. Wir können überlegen, was wir wirklich brauchen. Eine bessere Lebensmittelproduktion – vom Bauernhof bis auf den Teller – kann nicht nur der Artenvielfalt nützen, sondern auch unserer Gesundheit. Die Gesellschaft würde davon auch finanziell profitieren. Kampagnen zur Förderung einer weniger fleischhaltigen Ernährung könnten zu einem geringeren Bedarf an Weideland und Anbauflächen für das Tierfutter führen. Außerdem würde weniger Methan freigesetzt, ein wichtiges Treibhausgas.

Wie Daten und Transparenz helfen können

Auch wegen der neuen Vorgaben der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) und neuer Kennzahlen wie dem Corporate Biodiversity Footprint stehen Investoren in den nächsten Jahren detailliertere Daten über die Praxis der Unternehmen zur Verfügung, in die sie investieren. Außerdem werden sie besser wissen, welche Kosten der Umwelt aufgebürdet werden. Wie beim Klimaschutz sollte es sich auch hier für Anleger und für unseren Planeten lohnen, Unternehmen zu finden, die ihren Biodiversitäts-Fußabdruck ernster nehmen.

Wirtschaftlich gesehen bedeutet Nachhaltigkeit, dass man Klimafolgen und Artensterben in den Produktionskosten berücksichtigt. Erst der zügellose Kapitalismus hat uns in diese schwierige Lage gebracht. Der Klimawandel könnte manche Teile der Erde unbewohnbar machen und zu immer höheren wirtschaftlichen Kosten führen. Extremwetterlagen oder die Notwendigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, können Unternehmen zusätzliche Kosten verursachen, sodass sie weniger verdienen. Artensterben bedroht die Lebensmittel- und Wasserversorgung und schadet der Umwelt, mit Folgen für Gesundheit und Wohlergehen.

Wir brauchen mehr Regulierung. Land und Meer müssen geschützt werden. Die Kosten sollten jene Firmen tragen, die erkennbar zum Artensterben beitragen. Die Unternehmensberichterstattung wird transparenter. Umso leichter können wir in Unternehmen investieren, die nicht nur hohe Finanzerträge versprechen, sondern auch am wenigsten Anteil an Erderwärmung und Artensterben haben.

Technologische Innovationen können viel bewirken – wie schon der Weg zur Netto-Null zeigt. Nachhaltige Landwirtschaft, strengere Vorschriften zur Bodennutzung, der Einsatz erneuerbarer Energien, biologisch abbaubare Verpackungen, Küsten- und Meeresschutz – all das kann helfen, das Artensterben zu bremsen. Diese und andere Entwicklungen bieten Investoren vielfältige Möglichkeiten. Davon profitiert unser Planet. Außerdem winken Erträge, denn Technologien, die das Artensterben verlangsamen, gewinnen Marktanteile.

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