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2023 beginnt günstig, aber mit neuen (und alten) Risiken


  • Die wichtigsten Indizes starteten in dieses Jahr über ihren Tiefständen von 2022. Fast die Hälfte dieser eröffnete über zehn Prozent stärker.
  • Die Wiedereröffnung Chinas könnte erhebliche Auswirkungen auf die Binnen- und Weltwirtschaft haben.
  • Jegliche Verschärfung der politischen Spannungen in Ostasien könnte dem globalen Technologiebereich Schwierigkeiten bereiten.
  • Es so wichtig wie eh und je, den Wert und das Risiko zu beurteilen und zu prüfen, ob die erwarteten Erträge mit den eigenen finanziellen Zielen übereinstimmen.

Die wichtigsten Indizes starteten in dieses Jahr über ihren Tiefständen von 2022. Fast die Hälfte dieser eröffnete über zehn Prozent stärker. Chinesische H-Aktien (plus 43 Prozent) und asiatische Hochzinsanleihen (plus 26 Prozent) verzeichneten die spektakulärsten Anstiege gegenüber ihren Tiefstständen von 2022. Selbst festverzinsliche Wertpapiere mit langer Laufzeit legten trotz der anhaltenden Zinserhöhungen der Zentralbanken zu. Langfristige britische Gilts (mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren) stiegen um 18,3 Prozent und der entsprechende Index für US-Schatzpapiere um elf Prozent. Zu den Vermögenswerten, die sich nur mäßig erholt haben, gehören deutsche Bundesanleihen, der NASDAQ-Index sowie die Wachstumswerte des S&P 500.

Ist das Schlimmste überstanden?

Die beiden wichtigsten Einflussfaktoren im vergangenen Jahr waren der Ukraine-Krieg und die aggressive Straffung der Geldpolitik in den meisten großen Volkswirtschaften. Viele geldpolitische Straffungen liegen jedoch hinter uns. Die Marktperformance hat sich verbessert. Vielmehr könnten ein endgültiges Ende der Zinserhöhungen bei nachlassender Inflation und ein Scheitern der Russland-Operationen das Stimmungsbarometer der Anleger weiter optimistisch stimmen.

Globale Wirtschaftsverlangsamung ist keine Überraschung mehr

Wenn sich in den kommenden Monaten schlechtere makroökonomische Trends in den Unternehmensgewinnen und schwachen Bilanzen niederschlagen, wird das für die Aktien- und Kreditmärkte ein Problem sein. Derzeit sind die Märkte jedoch noch robust. In den USA hat das Jahr mit der Begebung von Unternehmensanleihen sehr gut begonnen. Die Anleger scheinen nicht übermäßig besorgt zu sein. Wir sind der Meinung, dass festverzinsliche Wertpapiere jetzt, da die Renditen gestiegen sind, viel attraktiver sind und dass hochwertige Kredite interessante risikobereinigte Renditen bieten dürften. Natürlich war die Rallye an den Märkten beeindruckend und die Renditen haben sich von ihren Höchstständen entfernt. Legt man die zehnjährige Rendite der US-Staatsanleihen als globale Benchmark zugrunde, so dürfte die Spanne von 3,5 Prozent bis vier Prozent noch eine Weile bestehen bleiben. Das bietet kurzfristige Handelsmöglichkeiten.

Britische Wirtschaft performt unterdurchschnittlich

Das Ausmaß des Abschwungs und die geographische Verteilung der Rezession werden für Branchen wie Technologie und Volkswirtschaften wie das Vereinigte Königreich von zentraler Bedeutung sein. Die britische Wirtschaft entwickelt sich schlechter als der Durchschnitt. Wenn man den Bruttoinlandsprodukts-Prognosen (BIP) von Bloomberg für das erste und zweite Quartal für 2024 folgt, ist das Vereinigte Königreich die schwächste Wirtschaft unter den G7-Ländern. Der Brexit hat zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten geführt, gleichzeitig hat sich die politische Stimmung verschlechtert. Der öffentliche Sektor ist gespalten und die regierenden Konservativen liegen in den Meinungsumfragen weit zurück. Investoren müssen sich auf mögliche Veränderungen bei den Parlamentswahlen im Jahr 2024 (oder früher) einstellen. Nachdem das Pfund Sterling im vierten Quartal an Wert gewonnen hat, wäre es keine Überraschung, wenn es in Zukunft wieder an Wert verlieren würde.

Wiedereröffnung Chinas

Das Reich der Mitte ist für viele Anlagethemen von zentraler Bedeutung. Die Wiedereröffnung könnte erhebliche Auswirkungen auf die Binnen- und Weltwirtschaft haben. Es ist jedoch nicht so einfach zu sagen, dass das BIP wachsen wird und die chinesischen Märkte besser abschneiden werden. Kurzfristig wird sich die rasche Ausbreitung von COVID-19 aber wahrscheinlich negativ auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken, da die Zahl der Infektionen und Todesfälle steigen. Andererseits zeigt die Erfahrung aus anderen Ländern, dass die Wirtschaftstätigkeit Aufschwung bekommt, sobald die Auswirkungen der Pandemie in der Bevölkerung eingedämmt sind. Dies dürfte sich auf zahlreichen Ebenen bemerkbar machen: höherer Konsum und Investitionen im Privatsektor, Zunahme des Außenhandels und des Reiseverkehrs sowie eine mögliche Erholung des chinesischen Immobilienmarktes. Dieser chinesische Aufschwung könnte sich irgendwann zusätzlich auf die weltweite Inflation auswirken.

Tech bleibt volatil

Aufgrund Chinas historischer Ambitionen in Bezug auf Taiwan bleiben auch weiterhin geopolitische Risiken bestehen. Der globale Technologiebereich ist auf in den USA entwickelte Mikrochips angewiesen, die jedoch in Taiwan hergestellt und anschließend in China zusammengebaut werden. Es gibt in dieser Lieferkette zahlreiche Engpässe, weshalb sich US-Präsident Joe Biden für mehr Fertigungskapazitäten in den USA einsetzt. Jegliche Verschärfung der politischen Spannungen in Ostasien könnte dem globalen Technologiebereich, der bereits durch einen Rückgang der Nachfrage nach der Pandemie betroffen ist, Schwierigkeiten bereiten. Der Sektor bleibt eine Volatilitätsquelle, da große Akteure versuchen, robustere Lieferketten zu schaffen.

Was vor uns liegt

Zahlreiche Faktoren wie die Unternehmensgewinne für das vierte Quartal 2022, die Auswirkungen des chinesischen Neujahrsfestes auf die pandemische Entwicklung und die anschließende Öffnung der chinesischen Wirtschaft sowie die Frage, ob Putins Aufruf zur Waffenruhe in der Ukraine der Anfang vom Ende des Konflikts ist, werden sich kurzfristig auf die Marktstimmung auswirken. Deshalb ist es so wichtig wie eh und je, den Wert und das Risiko zu beurteilen und zu prüfen, ob die erwarteten Erträge mit den eigenen finanziellen Zielen übereinstimmen.

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