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Faktoren: Optimistisch für Qualitätsaktien


  • Die Weltkonjunktur lässt nach.
  • Die Zinserhöhungen sind in den Kursen jetzt weitgehend berücksichtigt, sodass die Renditen nur noch wenig steigen können.
  • Aktien scheinen jetzt günstiger bewertet und wir bevorzugen Qualitätstitel.

Noch immer sorgt der Krieg in der Ukraine für einen massiven Angebotsschock. Die Inflation steigt, das Wirtschaftswachstum lässt nach. Für 2022 rechnen wir jetzt mit 3,1%, für 2023 mit 2,8% Weltwirtschaftswachstum. Noch ist das Inflationsmaximum nicht erreicht, sodass die meisten Notenbanken die Zinsen weiter anheben und die Geldpolitik noch stärker straffen dürften. Weil das in den Kursen jetzt aber weitgehend berücksichtigt ist, werden die Anleihenrenditen wohl nur noch wenig steigen. Wir halten Aktien zurzeit für angemessen bewertet, aber nicht für günstig.1 Angesichts der derzeitigen Lage – mit hoher Inflation und Konjunkturrisiken – rechnen wir in den nächsten Monaten mit schwächeren Unternehmensgewinnen. Für den Rest dieses Jahres mahnen wir daher zur Vorsicht.

Für unsere Aktienmarktfaktoren bedeutet das Folgendes:

Qualität: übergewichtet

Qualitätsaktien – also Titel von Unternehmen mit stabilen Gewinnen und einer meist geringeren Kursvolatilität – waren während der Marktkorrektur in der ersten Jahreshälfte 2022 nicht so krisenfest, wie man es kennt. Das lag vor allem daran, dass Ölwerte hier unterrepräsentiert sind und „qualitätsstarke“ Wachstumswerte wegen der steigenden realen (inflationsbereinigten) Zinsen nachgaben. Dennoch bleiben wir für Qualitätsaktien optimistisch, da wir nicht mit einem weiteren kräftigen Realzinsanstieg rechnen. Die Zeiten, in denen Wachstumswerte das Marktsegment nach unten zogen, dürften daher vorbei sein. Wahrscheinlich wird auch das Wirtschaftswachstum nachlassen und es droht eine Rezession, sodass die Unternehmensgewinne wohl nicht mehr so stark steigen. Investoren dürften jetzt Unternehmen bevorzugen, die ihre Gewinne nachweislich steigern können oder die von Langfristtrends wie der Clean Economy profitieren. Vielleicht werden für deren Aktien sogar Bewertungsaufschläge gezahlt.

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Faktorperformance 2022 (Welt)
Quelle: AXA IM Equity QI, Stand 26. Juli 2022.

Niedrige Volatilität: neutral

Der Ukrainekrieg hat für zusätzlichen Preisauftrieb gesorgt, zugleich aber die Weltwirtschaftserwartungen und die Risikobereitschaft der Investoren gedämpft. Die Folge war eine ausgeprägte Aktienmarktkorrektur. Es sollte daher nicht überraschen, dass niedrigvolatile Aktien, also Titel mit einer meist unterdurchschnittlichen Volatilität, in der ersten Jahreshälfte 2022 vor dem Markt lagen. Schwaches Wirtschaftswachstum oder gar eine Rezession kommen diesem defensiven Faktor weiterhin entgegen. Dennoch bleiben wir bei einer neutralen Einschätzung, denn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) niedrigvolatiler Aktien sind recht hoch. Außerdem könnte eine überraschend gute Konjunkturentwicklung zu Minderertrag führen.

Bewertung (Value): neutral

Im Faktor Value waren wir im Januar übergewichtet und haben daran auch nach dem Kriegsausbruch nichts geändert. Der Grund dafür war, dass steigende Realzinserwartungen gut für Aktien mit niedriger Duration sind und Substanzwerte wohl deutlich unter ihrem fairen Wert notieren und damit billig waren. Mittlerweile sind wir im Faktor Value aber nur noch neutral gewichtet, da die Realzinsen unserer Ansicht nach nicht mehr stark steigen werden. Außerdem hat sich die Bewertungsdifferenz zwischen Substanz- und Wachstumswerten nach dem Mehrertrag von Value in diesem Jahr normalisiert. Noch weiter verringern wir die Gewichtung aber nicht, weil die unsichere Konjunktur- und Weltlage noch immer für defensive Substanzwerte spricht. Value mag zwar nicht mehr günstig sein, ist aber auch nicht wirklich teuer.

Value-Faktor und Realzins
Quellen: AXA IM Equity QI, Datastream, Stand 26. Juli 2022.

Momentum: untergewichtet

Der Faktor Kursmomentum erfasst Aktien, die sich in den letzten zwölf Monaten besser entwickelt haben als der Markt. Zurzeit haben niedrigvolatile Aktien und defensive Titel ein hohes Kursmomentum. Statt indirekt über den Momentumfaktor investieren wir aber lieber direkt in defensive Titel, sodass wir den Faktor untergewichten. Vermeiden wollen wir eine Übergewichtung des Faktors für den Fall, dass die Konjunktur positiv überrascht und die Märkte plötzlich drehen. Da nicht mehr mit einer so guten Entwicklung der Unternehmensgewinne gerechnet wird, bleibt das Momentum der kurzfristigen Gewinnrevisionen unser bevorzugter Indikator für die Anlegerstimmung.

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